Meinung/Mein Tag

Wenn das Kind „Jalla, Jalla, Digga!“ schreit

Jede Generation hat ihre eigene Sprache – Wörter, Phrasen, Begrifflichkeiten, deren Tonalität alle anderen schwer verstehen. Ich habe das große Glück im Unglück, täglich viele solcher Phrasen von unserem Volksschulkind zu hören.

Wenn wir zum Beispiel diskutieren, weil ich einen Beitrag zum Haushalt einfordere, erkläre ich mit süßer Möchtegern-Pädagoginnenstimme: „Es ist echt toll, sich in einer Familie gegenseitig zu unterstützen. Wenn du also dein Gewand nicht ohne System in den Kasten fetzt, wenn du die Müslischlüssel direkt in den Geschirrspüler räumst, ja dann haben wir alle gemeinsam mehr Zeit.“ Innerlich platze ich vor Stolz, dass ich dieses Mal nicht die Contenance verloren habe. Die Antwort der 8-Jährigen: „Und wen juckt’s?“ Mich, und zwar sehr sogar. Wenn ich dann aus der Haut fahre, höre ich: „Chill dein Leben, Digga!“.

Plötzlich mehrsprachig

Ein beliebter Ausdruck des Erstaunens ist derzeit „Mashallah!“ und wenn es schnell gehen soll, schreit das Kind: „Jalla, Jalla!“ Mashallah stammt aus dem Arabischen, ist eine Redewendung aus dem Koran und bedeutet: Was Gott will. Witzigerweise bekunden nicht nur bei uns in OÖ, sondern landesweit Kinder mit „Mashallah!“ ihre Begeisterung. Und „Jalla, Jalla!“ heißt nichts anderes als „Beeilung“ oder „Los geht’s!“. Wann unsere Tochter den Wifi-Kurs für Arabisch absolviert hat, ist mir ein Rätsel. Dafür findet die 10-Jährige aktuell alles „cute“ und „crazy“.

Was soll’s, ich steh’ ja auf Mehrsprachigkeit und bin gespannt, was ich in den kommenden Jahren diesbezüglich lernen darf. Wenn Sie das jetzt lesen und sich denken: „Du liebe Güte!“, sind Sie sehr alt. Kinder und Jugendliche sagen dazu nämlich: „Çüş!“, ausgesprochen „Tschüsch!“, kommt übrigens aus dem Türkischen.

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