Instagram und Eukalyptus: Der Hochzeitswahnsinn geht wieder los
Von Julia Pfligl
Kaum war der Lockdown zu Ende, flatterte auch schon die erste Hochzeitseinladung ins Haus: ein papiergewordener Traum in Roségold mit eigens kreiertem Hochzeitslogo aus den verschlungenen Initialen von Braut und Bräutigam sowie eingestanzten Infos zu Ablauf und Location. Nein, nicht die von Johnson & Johnson, dem britischen Premier und seiner frisch angetrauten Ehefrau (der KURIER berichtete). Auch in Österreich wird wieder geheiratet. Und wie!
Nähert man sich der 30, wird Heiraten irgendwann zur sommerfüllenden Freizeitbeschäftigung, vor allem, wenn sich dank Pandemie zwei Saisonen in eine quetschen. Freundinnen, mit denen man eben noch aus fragwürdigen Gürtellokalen gestolpert ist, verschicken plötzlich Fotos mit feuchten Augen und funkelnden Ringfingern. Hashtag: #ISaidYes! Hochzeitsprofis wissen, was das bedeutet: Ab diesem Zeitpunkt beginnt ein monatelanger Vorbereitungszyklus, der hauptsächlich aus neuen Whatsapp-Gruppen und Doodle-Listen für Polterabende in Amsterdam, Lignano oder, in seltenen Fällen, Wien, besteht.
Für ein harmonisches Gesamtbild auf Instagram werden die Feiern sorgsam durchkomponiert. Individuell soll es sein, was erst recht dazu führt, dass alle Millennial-Hochzeiten gleich anmuten: Blumenkränze (trug auch Mrs. Johnson, 33), Männer mit Vintage-Hosenträgern, jede Menge Eukalyptuszweige, pastellfarbene Wickelkleider für die Brautjungfern. Pinterest lässt grüßen.
Den Vogel schoss jenes Paar ab, das Freundin C. prä Corona zur Trauung geladen hatte: Der Einladung lag eine Farbkarte mit Fuchsiatönen bei, nach denen die Gäste ihr Outfit wählen sollten. C. trug Dunkelblau, weil sie sich für die Vermählung ihrer entfernten Bekannten kein neues Kleid kaufen wollte. So rebellisch hatte sie sich lange nicht gefühlt.