Frauen, die auf Ameisenhaufen spucken
Von Anja Kröll
Ich habe eine Ameise bespuckt. Was heißt eine! Wahrscheinlich Tausende.
Das kam so. Pfingsten habe ich mit einer meiner Kindheitsfreundinnen auf der Alm und somit im Wald verbracht. Wandern, tratschen, Waldspaziergänge.
Jetzt müssen Sie wissen, dass besagte Freundin eine echte Naturkennerin ist. Ihr verdanke ich auch die Rückkehr zur Schlüsselblume. Stammleser erinnern sich an vergangene Woche und das Teesieden.
Nun soll das hier keine Kräuterkolumne werden. Aber es gibt Momente im Leben, von denen man niemals dachte, dass sie einen je treffen werden.
Meiner ereilte mich am Pfingstmontag, als ich einem Kärntner Wald stand. Meinen Kopf gen Ameisenhaufen senkte, eine Hand über dem Ameisenhaufen, die andere hinter dem Kopf, um meine Haare festzuhalten. Das Kommando der Kindheitsfreundin im Ohr: „Spucken. Sprühnebel. Schneller!“
Weil Sie dürfen die Ameise nicht anschlazen, Sie müssen Ts-Ts-Ts-Salven loslassen. Als Hintergrundwissen.
Dann geht die Ameise in den Angriffsmodus über, gibt ihre Ameisensäure ab, die Sie wiederum auf Ihrer Handfläche abbekommen und dann, ja, dann ist das wahnsinnig gesund für Ihr Immunsystem. Sagt die Freundin.
Geschweige denn vom außerkörperlichen Erlebnis, bei dem man sich von oben betrachtet und an George Clooney in dem Film „Männer, die auf Ziegen starren“ denkt.
Im Wald hieß es: Frauen, die auf Ameisen spucken.
Dabei war dies noch die Warmduscher-Version, wie ich nach Rückkehr in die Zivilisation erfahren sollte.
Im Bergdorf hält sich nämlich die Erzählung, dass, wer wirklich Abwehrkräfte sammeln will, beide Hände in den Ameisenhaufen stecken muss. Zwei Sekunden.
Nicht nachmachen. Lieber Clooney anschauen.