Meinung/Mein Tag

Lieber Erinnerungen als viele Dinge sammeln

Zwei Jahre Pandemie stecken uns in den Knochen. Haben unser aller Leben ein Mal komplett auf den Kopf gestellt. Für viele gab es krasse Veränderungen, beruflich wie privat. Bei manchen geht es ums Eingemachte. Was wir alle tun können in stillen Momenten: In unserer Erinnerungskiste namens Gehirn kramen und alles ans Licht befördern, das uns ein schönes, intensives Gefühl beschert.

Ich vermisse zum Beispiel Konzerte. Nicht solche, bei denen man brav auf seinem Sessel sitzt. Auf solchen war ich auch in den vergangenen zwei Jahren öfter. Ich rede von solchen Konzerten, bei denen es richtig eng ist, die Menge gemeinsam die Musik und die Musikmachenden feiert, man nie weiß, wann die nächste Bierdusche kommt und im Bett die Beine immer noch weiterzappeln. Ich bin froh, auf vielen solcher Konzerte gewesen zu sein und wenn ich in meiner Kiste krame, kommt unter anderem Folgendes hervor:

Tasten & Tinnitus

„Coldplay“-Sänger Chris Martin, wie er in der Wiener Stadthalle den Flügel auf der Bühne verlässt und plötzlich singend mitten im Publikum auftaucht. Ein Tinnitus, der drei Tage dauerte, weil ich beim „Jan-Delay“-Konzert definitiv zu nah an den Boxen stand. Eine Vorband namens „Bilderbuch“, die mir damals schön schräg im positiven Sinne vorkam. Und natürlich jene lustigen Abende mit den mittlerweile stilvoll gealterten „Fantastischen Vier.“

Von solchen Erinnerungen zahlt sich keine Miete, davon kommt kein Jobangebot, damit wird die Beziehung nicht wieder intakt. Das ist mir völlig klar. Aber es sind temporäre, kleine Fluchtmöglichkeiten aus unguten Situationen und einem vielleicht sorgenbeladenen Alltag.

Kramen Sie doch mal – wer weiß, was bei Ihnen zutage kommt! Nicht umsonst heißt es: „Collect memories, not things“.

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