Ein kostbares Lächeln
Von Laila Docekal
„Ich muss noch schnell Lulu machen und dann können wir uns gleich in der Kantine treffen.“ Für diesen Satz erntete ich kürzlich einen irritierten Blick von Kollegin B. – zu Recht. Wie wohl sie bei meiner Entschuldigung kurz darauf Verständnis zeigte, dass ich beim Wechsel zwischen Kleinkind-Sprache zum Büro-Talk einmal durcheinander kommen kann.
Allerdings kann man sich vom täglichen Austausch mit dem Kind auch viel für den Berufsalltag mitnehmen. So bekommt das Wort Nein bedeutend mehr Tiefe und unendlich viele Intonationen. Da spielt’s vom fragenden Nein bis zur strengen Abfuhr alle Stückeln. Wenn es daheim ständig in Gebrauch ist, kommt es einem im Job deutlich leichter und ohne große Umwege über die Lippen.
Ähnlich verhält es sich bei Bitten: Ob ich das Kind bitte, seinen Teller in die Küche zu bringen oder ob ich Kollegen bitte, eine Aufgabe zu übernehmen – der Ton macht die Musik. Allerdings muss ich die Bitte bei einem unwilligen Kind deutlich öfter und mit zunehmendem Nachdruck wiederholen. (Ein Schelm, der behauptet, im Arbeitsumfeld kommt das auch vor.)
Es gibt aber auch einiges, was durchaus mehr Platz in der Welt der Erwachsenen vertragen würde. Da gibt’s zum Beispiel ein Wort, zu dem Kinder immer wieder ermahnt werden. Oft würgen sie es dann genervt heraus und mit den Jahren gerät es gerne in Vergessenheit: Danke.
Und bei der Gelegenheit ein Satz, den wir gerne zu Kindern sagen, weil er ihnen gut tut und ihnen Selbstbewusstsein gibt. Bei Erwachsenen schickt es sich oft nicht, ihn auszusprechen – dabei hat er denselben Effekt: Das hast du gut gemacht! Versuchen Sie es einmal. Ich konnte damit kürzlich einem grummeligen, alten Mann ein Lächeln entlocken. Das war genauso kostbar wie das meines Kindes.