Ein Blatt mit mehr oder weniger großer Tragweite
Von Laila Docekal
Liebe Leserinnen und Leser, bitte verzeihen Sie, wenn ich heute ein etwas intimeres Thema anschneide, aber es muss einmal gesagt werden. Sie kennen diese Situation: Gerade ist man noch erleichtert, dass am stillen Örtchen, das man unterwegs im Einkaufszentrum, auf der Tankstelle oder im Restaurant aufgesucht hat, Klopapier vorhanden ist. Und im nächsten Moment geht schon das große Gefitzel los: Vorsichtiges Tasten, um den Anfang der Rolle zu finden, ein kurzer Zug ... und man hat ein Blättchen von einem Nichts in der Hand. Durchatmen. Nochmal tasten, nochmal ziehen – noch ein Blättchen, das so dünn ist, dass man grad nicht durchschauen kann. Wer lässt sich bitte so was einfallen? Und wer kauft um Himmels Willen diese Rollen ein?
Manchmal stelle ich mir vor, wie irgendwo ein Produktmanager sitzt und sich schief lacht, dass gerade wieder jemand an seinen Fitzel-Rollen verzweifelt. In südlichen Ländern, wo die Abflussrohre weniger aushalten, ist das Papier zwar auch dünn, aber reißt wenigstens nicht bei jedem Blättchen ab, sondern lässt sich dann einfach x-fach um die Hand wickeln und wird dann im Mistkübel entsorgt.
Apropos wickeln: Umfragen zufolge ist diese Praxis bei Frauen verbreiteter als bei Männern – während das Papier im deutschsprachigen Raum vorzugsweise gefaltet wird, ist in vielen anderen EU-Staaten eher die Knüll-Technik beliebt.
Das erste Klopapier abseits von Blättern, Stroh und sonstigen Behelfen gab es laut dem „Museum für Scheiße“ (ja, das gibt es und es heißt tatsächlich so, siehe scheisse-museum.de) übrigens schon im 14. Jahrhundert in China. Damals war ein Blatt etwa einen halben Quadratmeter groß.
Da hat dann (im Gegensatz zu den nervigen Fitzel-Rollen heute) hoffentlich ein Stück davon gereicht.