Die wichtigsten Beziehungsfragen sind nicht immer die naheliegendsten
Von Yvonne Widler
Kürzlich bin ich auf einen Artikel gestoßen, der den Titel trug: „Du bist nur so gut wie dein schlechtestes Bild“, das provokante Zitat stammt vom Gründer einer amerikanischen Onlinedating-Plattform, der ein bisschen über die Profile und Verhaltensweisen seiner Mitglieder erzählte. Dies erinnerte mich an ein Gespräch, das ich mit der Psychologin Caroline Erb führte. Sie beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem digitalen Kennenlernen, aber auch mit Paarbeziehungen generell. „Wenn es um den passenden Partner für eine lange Beziehung geht, haben beide Prinzipien ihre Gültigkeit: Gleich und gleich gesellt sich gern genauso wie Gegensätze ziehen sich an“, erzählte sie mir. Hier komme es schlichtweg auf die richtige Mischung und die Balance an. Sowohl aus der Psychologie als auch aus der Soziologie weiß man ja, dass Ähnlichkeiten in den Wertvorstellungen und beim soziokulturellen Hintergrund bei langfristigen Beziehungen jedoch einen Vorteil bieten.
Doch wie bringen Plattformen die Menschen zusammen? Worauf achten die Algorithmen? Erb verriet Details über den wissenschaftlichen Matching-Test, der etwa hinter der bekannten Datingseite Parship steckt. 80 Fragen sollen dabei helfen, den passenden Partner zu finden. Wenn zwei Menschen den Test komplett gleich ausgefüllt haben, werden sie einander nicht vorgeschlagen. Ideal seien 80 Prozent Übereinstimmung, denn „Liebe ist ein kommunikatives Miteinander. Wenn zwei Menschen zu 100 Prozent ineinander verzahnt sind, dann gibt es nichts mehr auszuhandeln“, sagte Erb. Eine der wichtigsten Fragen beim Test ist jene nach dem Nähebedürfnis. Tickt man hier nicht ähnlich, funktioniere es nicht. Eine weitere wichtige Frage ist übrigens: Schlafen Sie lieber bei offenem oder geschlossenem Fenster?