Meinung/Mein Tag

Der tote Wunsch und das verflixte siebte Jahr

Hugo Schmale, der Psychologe und Parship-Gründer, sagt, dass die Liebe aus Schichten besteht, die man getrennt voneinander betrachten müsse und die sich immer neu miteinander verbinden. Eine Schicht basiert auf C. G. Jungs Theorie von der weiblichen Seite im Manne und der männlichen Seite in der Frau. Die Theorie gelte übrigens auch für gleichgeschlechtliche Paare. Sie besagt jedenfalls, dass das Lieben sich ergänzende Rollen verlangt. Er sagt in einem Tagesspiegel-Interview: „Durch einen Mangel, den ich ersehne, ergänzt zu bekommen, entsteht Kraft zwischen Partnern. Es ist notwendig, Wünsche zu haben, um zu lieben. Nichts ist toter als ein erfüllter Wunsch. Deshalb muss ich zusehen, dass ich schnell einen neuen Wunsch herbekomme ...“ Daher würden die Probleme vieler Paare im verflixten siebten Jahr rühren. Sie seien eingespielt, laufen nebeneinander her wie „Herr und Hund“, das passe, habe aber nichts mehr mit Liebe zu tun. „Trotzdem kann es funktionieren.“

Beziehungen zeigen eine Mischung aus unterschiedlichen Rollengefügen. Frauen wollen nicht, nur weil sie Frauen sind, Mutter und Hausfrau sein. Wir sollten es als Gesellschaft allerdings dorthin schaffen, dass sie sich nicht benachteiligt fühlen müssen, wenn sie diese Rolle einnehmen. Wir sehen nach wie vor eine recht konservative Mutterkultur in Österreich. Jegliche Herabwürdigung dieser Rolle ist unangebracht. Warum soll eine Frau nicht komplett in der Hausfrau- und Mutterrolle aufgehen dürfen, ohne sich dabei in verrosteten und rückständigen Rollenbildern verankert zu fühlen? Genauso darf sie sich von der Gesellschaft aber nicht mit Vorurteilen konfrontiert sehen, wenn sie lieber kinderlos bleiben will und sich etwa auf ihre Karriere fokussieren möchte – oder auf andere Dinge im Leben.

yvonne.widler@kurier.at

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