Das wird der Frühling der kleinen Männer
Von Julia Pfligl
Trend. Freundin S. ist eine emanzipierte Frau, doch in einem Punkt hinkt sie ihrem eigenen Weltbild konsequent hinterher. Der (künftige) Mann an ihrer Seite hat mindestens 10 Zentimeter größer zu sein, damit sie ihm auch in High Heels nicht über den Kopf wächst. Und mit diesem Anspruch steht sie (übrigens 1,80 Meter, was die Sache nicht einfacher macht) keineswegs alleine da: Sämtliche Umfragen belegen, dass die Körpergröße des Mannes eines der wichtigsten Kriterien bei der Partnerwahl ist – Body Positivity hin oder her.
Das wirft Fragen auf. Warum fällt es uns so schwer, dieses steinzeitliche Rollenbild über Bord zu werfen? Und welchen Anteil trägt Napoleon, der bei jedem Fehlverhalten eines klein gewachsenen Mannes als Diagnose herhalten muss?
Die gute Nachricht: Eine Trendumkehr ist in Sichtweite. Das zumindest behaupten britische und US-Medien, die das diesjährige Frühjahr kurzerhand zum „Short King Spring“ – übersetzt etwa: Frühling der kleinen Könige – erklärten. Heißt: Männer unter 1,75 Meter – dazu zählen immerhin „Spider Man“ Tom Holland (siehe Foto, mit seiner Freundin Zendaya), „Harry Potter“-Darsteller Daniel Radcliffe oder Popstar Pharrell Williams – sind diese Saison total angesagt. Und zeigen sich im Blitzlichtgewitter selbstbewusst an der Seite ihrer größeren Frauen.
Warum diese Nachricht auch jenseits von Hollywood relevant ist? Zur Erinnerung: Der durchschnittliche ausgewachsene Österreicher misst exakt 178,5 Zentimeter. Wer sich beim Dating ausschließlich nach oben orientiert, muss also damit rechnen, dass die Luft (und Auswahl) dementsprechend dünn wird. Vielleicht lässt sich mit diesem Wissen auch Freundin S. noch umstimmen. Der Short King Spring hat gerade erst begonnen.