Fremdkörper auf der Nase: Wie geht das entspannte Leben?
„Das wird nicht mehr besser, nur noch schlechter.“ Für Freunde des gepflegten Pessimismus mögen diese Worte Musik in den Ohren sein. Ich war leicht geknickt. Und es ging weiter: Das Alter sei schuld, sobald ein Vierer vorne stehe, gehe es sowieso nur mehr bergab. Danke, ich bin dann mal alt und quasi blind.
Der Augenarzt bestätigte, was ich sowieso schon jeden Abend bemerkte. Die Altersweitsichtigkeit hat beschlossen, fortan meine ständige Begleiterin zu sein. Mit der fröhlichen Aussicht auf permanente Verschlechterung bis zum 64. Lebensjahr, da ist sowieso Ende Gelände für den natürlichen Alterungsprozess. Sehr gnädig hat der Körper das eingerichtet. Und die Brille, die ich bis jetzt trug, wenn wirklich gar nichts mehr ging, wird ab sofort wesentlich mehr Platz einfordern.
Stör' doch nicht so!
Aber wie geht dieses entspannte Leben mit Fremdkörper auf der Nase? Begrüße ich jemanden mit Bussi-Bussi, der ebenfalls Brille braucht, gibt es beizeiten einen Crash der Gestelle, schief hängen sie uns dann auf den Nasen. Beim abendlichen Bettgeh-Kuscheln mit den Kindern ist das Trumm ungut im Weg. Beim Sport macht die Brille den Abgang und stört den geschmeidigen Laufrhythmus, weil ich ständig herumwurschteln muss. Bei großen Kopfhörern drücken die Bügel hinterm Ohr, dreckig sind die Gläser sowieso immer und sobald ich die Brille abnehme, finde ich sie nicht mehr.
Lasern und Linsenimplantate funktionieren in meinem Fall nicht, Linsen mögen meine Augen nicht. Also werden wir uns auf kurz oder lang anfreunden müssen, meine Brille und ich. Dabei werde ich mich noch ein Weilchen zieren und auf Distanz bleiben: So leicht gibt es meine Freundschaft sicher nicht!