Arzt-Erfahrung: „Wenn’s nicht passt, kommen Sie nicht wieder!“
Von Laila Docekal
Was erwarten wir von einem Arztbesuch? Man soll sich unser Anliegen anhören und auf Basis von Untersuchungen und unserer Krankengeschichte eine Therapie empfehlen, die eine Besserung bringt. Schlägt die Behandlung nicht an, wird nachgebessert, richtig?
So wandte ich mich vor Jahren einmal an eine Ärztin, die mir empfohlen wurde. Angeblich eine Koryphäe auf ihrem Gebiet. Sie war auf Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) spezialisiert und sollte bei allerlei Wehwehchen helfen. Die Ärztin nahm meine Krankengeschichte auf, fühlte den Puls und begutachtete – wie in der TCM üblich – meine Zunge, Handflächen und Nägel. Dann erklärte sie mir etwas über die Kälte- und Wärmeverteilung in meinem Körper und schrieb einen A4-Zettel mit unleserlicher Ärzte-Handschrift voll. Dem Vernehmen nach eine Liste für eine Kräutermischung, die ich in einer bestimmten Apotheke anfertigen lassen musste. Zum Abschied rief sie mir nach: „Wenn es nicht hilft, kommen Sie nicht wieder!“ Ich glaubte, mich verhört zu haben und ging.
In den folgenden Wochen würgte ich wie verordnet täglich das undefinierbar ekelhafte Gebräu aus der Kräutermischung hinunter. Meine Beschwerden wurden schlimmer – und es kamen welche dazu.
Also rief ich die Ärztin an, in der Annahme, sie würde mir einen Rat geben, ob ich etwas ändern oder für ein anderes Rezept vorbeikommen soll. „Ich habe gesagt, wenn es nicht passt, kommen Sie nicht wieder. Dann bin ich nicht die Richtige für Sie. Suchen Sie sich jemand anderen!“ Sagte die Ärztin und legte auf.
Ich war irrsinnig empört. Zuerst. Doch dann dachte ich mir: Wenigstens ist sie ehrlich und versucht mir nicht das nächste Mittelchen anzudrehen. So ist das mit Koryphäen – die wissen, wo ihre Grenzen liegen und schicken einen weiter. Im Idealfall bekommt man aber eine Empfehlung. Und das mit etwas freundlicheren Umgangsformen.