Meinung

„Leerlauf“ im Bundesheer?

Verantwortlich ist der Ressortchef, dass alle Bedingungen vorhanden sind, die eine bestmögliche Ausbildung erlauben.

Prof. Dr. Horst Mäder
über die Mängel beim Bundesheer

Immer wenn es um das Thema „ Bundesheer“ geht, wird das Killer-Argument „Leerlauf“ ausge­packt. Das war schon bei der Kampagne „Sechs Monate sind genug“ und wurde wieder bei der „Schlacht“ gegen den allgemeinen Wehrdienst verwendet. Man sollte dieses Thema näher betrachten.

Auffallend ist, dass es sehr oft ältere Semester und Ideologisierte sind, meist schon jenseits des Wehrpflicht-Alters, die darüber klagen. Natürlich haben sie heute gar keinen Einblick in die Abläufe des Dienstes im Heer, aber man äußert sich eben. Dass in der Zwischenzeit von damals und heute viele Änderungen in der Ausbildung erfolgt sind, wen kümmert's?

Funktionssoldaten

Eine andere Gruppe, von der über die mangelnde Beschäftigung bzw. über nichtmilitärische Ausbildung berichtet wird, sind die Funktionssoldaten: Köche, Mechaniker, Kraftfahrer, Wachen, Verwaltungsgehilfen, Ordonanzen usw. Natürlich ist es im Allgemeinen ein Übel, dass Grundwehrdiener diese Arbeiten erfüllen müssen, sofern sie nicht diesen Job anstreben. Wenn aber der Staat nicht die erforderlichen Mittel für zivile Bedienstete oder technische Anlagen bereitstellt, wer sonst sollte diese Aufgabe erfüllen? Die Tätigkeiten sind fast generell unverzichtbar. Deshalb von „ Leerlauf“ zu sprechen, ist unsinnig. Allerdings sind Verbesserungen dringend geboten. Interessant ist dabei allerdings, dass die Politiker bei der Reduzierung der Dienstzeit auf sechs Monate und bei der Ausweitung der Einberufungstermine gewarnt wurden, dass damit auch wesentlich mehr dieser Funktionsdienste anfallen würden. Denn die Verweildauer der jungen Männer ist eben kürzer, deshalb werden öfter neue Leute benötigt. Nicht uninteressant ist, dass sich unter den Klagenden sehr oft auch jene befinden, die zuvor alle Hebel in Bewegung gesetzt hatten, damit sie eben eine „ruhige Kugel“ als Funktionssoldaten im Wehrdienst erhalten.

Fehlendes Geld

Und dann gibt es die realen Mängel im System: Wenn zu wenig Betriebsmittel, Munition, Geld für Übungen oder die Nachtausbildung vorhanden ist, dann ist die Ursache ein wirklicher Fehler, der einfach nicht vorkommen darf. Ebenfalls, wenn der Mangel an geeigneten Kommandanten auf unterster Ebene (Trupp, Gruppe) dafür verantwortlich ist, dass die erforderliche Ausbildung ungenügend oder schlecht betrieben wird. Wenn das vorherrscht, dann kann man von „verlorener Zeit“ für die Rekruten sprechen. Da sich aber angeblich so viele junge Männer für den Dienst als Zeitsoldaten melden würden, stellt sich die Frage, warum das „System“ nicht für genügende und qualifizierte Kommandanten sorgt? Verantwortlich ist der Ressortchef, dass alle Bedingungen vorhanden sind, die eine bestmögliche Ausbildung der Grundwehrdiener erlauben.