Meinung

Kurz in Washington: Respekt verschafft im Weißen Haus

Das Zählen von Sekunden und Minuten, wenn zwei Staatsmänner einander treffen, gehört international zum Geschäft von Medien und Medienbetreuern in der Politik. Also: Der Handschlag zwischen Donald Trump und Sebastian Kurz waren zwei Handschläge, und die waren ungewöhnlich kurz – nicht annähernd in den Sphären des Rekords von Emmanuel Macron (29 Sekunden). Das Vier-Augen-Gespräch des österreichischen Kanzlers mit dem US-Präsidenten war dafür doppelt so lang wie gedacht, und die Delegationsgespräche anschließend von amerikanischer Seite höchstrangig besetzt. Das spricht dafür, dass der Besuch aus Österreich, der "junge Kerl, was gut ist" (© Donald Trump), sehr ernst genommen wurde.

Und wer Sebastian Kurz im Anschluss  im ZiB 2-Interview des ORF gesehen hat, der muss konzedieren: Souveräner kann man es kaum machen.

Der Kanzler, der Trump im Vorfeld  durchaus Erfolge in dessen Außenpolitik zugestanden hatte, hat dem Präsidenten in wichtigen Fragen offenbar deutlich widersprochen – von den Zöllen auf europäische Autos bis zum Gas aus Russland. Das wird  einen wie Donald Trump zunächst keinen Zentimeter von seinem "America first"-Kurs abbringen. Aber Kurz wird sich bei dem Amerikaner, der auf den Jungpolitiker aus Europa aufmerksam geworden ist, durchaus  Respekt verschafft haben. Denn es stimmt nicht, dass Typen wie der egomanische US-Präsident nur Liebedienerei ertragen.

Zuallererst nützt diese Bilanz des Treffens mit Trump der Vita des  österreichischen Kanzlers selbst. Aber ein bisschen kann so ein ernst genommener Auftritt vielleicht auch Europa nutzen.

Alle Inhalte anzeigen