Meinung/Kommentare/Innenpolitik

Über Rote, die von der Wahl noch blau sind

Diesmal hat die SPÖ auf ihre traditionelle Disziplin vergessen.

Dr. Helmut Brandstätter
über sonderbare Ideen der SPÖ

Normalerweise geht es bei der ÖVP nach einer Wahlniederlage rund, Obmann-quälen inklusive. Diesmal hat die SPÖ auf ihre traditionelle Disziplin vergessen. Es ist ein Stimmengewirr über den Umgang mit der FPÖ ausgebrochen. Vor allem manche Arbeiterkämmerer und Gewerkschafter glauben, durch eine Öffnung hin zur FPÖ die Stimmen der Arbeitnehmer zurückgewinnen zu können.

Den Herren im dunklen Anzug, die einen auf Blaumann machen wollen, sei die Lektüre eines Artikels von Andreas Mölzer in der Presse vom vergangenen Freitag empfohlen. Da empfiehlt der FPÖ-Mitdenker unserem Land einen „EU-Sonderweg nach englischem Vorbild.“

Das klingt ja wirklich toll, bis man sich ein paar Wirtschaftsdaten ansieht: Großbritannien hat eine rund drei Mal so hohe Jugendarbeitslosigkeit und liegt generell bei den Arbeitslosen schlechter als Österreich. Manche Bereiche der Industrie sind auf der Insel ausgestorben, und die Londoner City verhindert eine Finanztransaktionssteuer. Dafür liegt der Euro heute um rund ein Drittel über dem britischen Pfund – verglichen mit der Einführung des Euro. Vorbild?

Dafür hat FPÖ-Chef Strache im KURIER vor der Wahl angekündigt, dass er eine Volksabstimmung über den Euro verlangen wird. Wollen das auch die Vertreter der Arbeitnehmer? Oder denken sie zuerst einmal über die Abhängigkeit unserer Industrie vom Export nach?

Nicht die FPÖ wird ausgegrenzt, sondern sie grenzt die ökonomischen Fakten Österreichs aus. Dass das ein paar sogenannte Intellektuelle spannend finden, ist schräg, dass gestandene Politiker darauf hereinfallen, zeugt von großer Verwirrung in der Sozialdemokratie.