Meinung/Kommentare/Innenpolitik

Schelling will wie Marcel Koller sein

Schelling will wie Marcel Koller sein

Mag. Michael Bachner
über die Budgetrede

Seine erste Budgetrede wurde mit Spannung erwartet, und Finanzminister Hans Jörg Schelling ist seiner Rolle des Mahners für Reformen und Kritikers der herrschenden Zustände gerecht geworden. Streckenweise gestand Schelling mit einer sonst bei Oppositionellen üblichen Wortwahl ein, dass Österreich von der Überholspur auf die Kriechspur gewechselt ist. Und – ohne beherzte Reformen – bald auf dem Pannenstreifen landet.

Zwei Mal bemühte Schelling den Vergleich zur Fußball-Nationalmannschaft. Kein Wunder, denn viele Erfolgsbeispiele finden sich zwischen dem Hypo-Debakel und der Rekordarbeitslosigkeit, zwischen Reformstillstand und rot-schwarzen Wahlschlappen nicht.

Selbst wähnt sich Schelling offenbar schon in der Rolle eines Marcel Kollers der Bundesregierung, das Mäntelchen des Finanzministers scheint ihm viel zu eng. Der frühere Top-Manager hielt mehr eine politische Rede, eine Rede zur Lage der Nation als eine Budgetrede. Wie ein Kanzler oder ein Parteichef, nicht wie ein Finanzminister, der nur seinem schnöden Zahlenwerk verpflichtet ist.

So beschwor er zu Recht den Teamgeist in der Regierung, aber auch in der Riege der Landeshauptleute. Nur so können Schulreform, Pensionspaket, Finanzausgleich samt Föderalismusreform und die Bewältigung des Flüchtlingsstromes gelingen. Man ahnt: Scheitert Schelling an den Vorgaben, die er sich und allen anderen macht, scheitert auch Österreich – sind Wohlstand und Lebensqualität in Gefahr. Diese Wahrheit ist den Menschen zumutbar, denn sie kennen sie ohnehin schon längst. Anders ist die Erfolgssträhne der Angreifer am rechten Flügel nicht zu erklären.