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Ohne Regeln sind sie nur Kanonenfutter

Ohne Regeln sind sie nur Kanonenfutter

Andreas Schwarz
über die Geiselnahme am Golan

Krieg ist immer schrecklich, folgt aber – theoretisch – gewissen Regeln. Ein Bürgerkrieg ist noch einmal anders. Nirgendwo ist das deutlicher als in Syrien. Dort war der Arabische Frühling von Beginn weg ein mörderischer Sturm zwischen syrischer Armee und wild zersplitterten Rebellengruppen. 70.000 Menschen sind tot, eine Million sind auf der Flucht. Und geostrategische Interessen verhindern ein internationales Vorgehen, nicht aber verdeckte militärische Unterstützung für das Regime da und die Rebellen dort.

Jetzt hat eine Splittergruppe auf dem Golan 21 philippinische Blauhelme als Geiseln genommen. Und die Sorge um die 371 Österreicher dort wird nicht kleiner durch die Nachricht des Verteidigungsministeriums, dass sie jetzt ständig Kugelschutzweste und Helm tragen müssen und 30 Kilometer vom Geschehen weg sind.

Und schnell kommt die Frage: Was tun sie dort in Bürgerkriegszeiten eigentlich?

In Wahrheit zeigt die Geiselnahme eines der Dilemmata vieler UNO-Einsätze: Sie funktionieren in der Regel dann, wenn die Konfliktparteien gewillt sind, Regeln einzuhalten. Seit 1974 haben rund 26.000 österreichische Soldaten den Waffenstillstand zwischen Syrien und Israel überwacht – und hätte ihn eine der beiden Seiten massiv brechen oder den Gegner überrollen wollen, wären sie hilflos zwischen den Fronten gestanden. Im Bürgerkrieg sind sie allenfalls Kanonenfutter.

Mit der Geiselnahme haben sich die Rebellen aber einen Bärendienst erwiesen. Die internationale Gemeinschaft, die sich ohnehin vor entscheidenden Schritten gegen das zerfallende Assad-Regime drückt, wird angesichts der Aktion und unterschiedlicher Ziele radikal-islamistischer und anderer Gruppen noch zögerlicher agieren. Ihre Grenzen sind nicht nur auf dem Golan selten deutlicher aufgezeigt worden.