Wut und Ekel – nicht nur bei Trump
Von Andreas Schwarz
Dass Trump im Wahlkampf "Hochverrat" (© Steve Bannon) beging, lässt sich kaum noch wegrüpeln.
über Enthüllungen über Donald Trump
"Melania weinte – und das nicht vor Freude." Was in dem Enthüllungsbuch "Fire and Fury: Inside the Trump White House" über die Wahlnacht steht, bestätigt alle, die damals die versteinerte Miene der künftigen First Lady sahen: Dass der Egomane Donald Trump tatsächlich Präsident der USA werden sollte, war (nicht nur) für seine Frau ein Schock. Vermutlich ahnte sie, was da noch alles kommen sollte. Selbst Trump "sah aus, als ob er einen Geist erblickt hätte".
Vieles von den Schnurren über den "undisziplinierten, kindischen Mann" im Weißen Haus ist inzwischen Allgemeingut. Aber die Passagen, in denen Trumps früherer Chefstratege Steve Bannon über ein Treffen des intimsten Trump-Zirkels (Sohn, Schwiegersohn, Wahlkampfleiter) mit einer russischen Anwältin erzählt, haben das Zeug, den US-Präsidenten endgültig ins Schleudern zu bringen. Stimmt schon: Der Rechtsausleger Bannon ist eine üble Figur. Glaubwürdig scheinen seine Aussagen dennoch. Dass Trump im Wahlkampf auf russische Hilfe und Material gegen Hillary Clinton setzte, dass er "Hochverrat" (© Steve Bannon) beging, lässt sich kaum noch wegrüpeln.
Die Reaktion Trumps samt Klagsdrohung gegen seinen einstigen Berater, sein rumpelstilzhaftes Poltern gegen die US-Justiz zeigen jedenfalls: Da ist der entscheidende Nerv getroffen bei einem, der die Nerven hatte, sich alles zu erlauben. Und zwar nicht nur, weil Trump die Geister, die er rief, jetzt nicht mehr loswird.
Die Buchauszüge hätten Trump "wütend" gemacht und "angeekelt", sagte seine Sprecherin. Wenn sie dazu beitragen, es ihm schwerer zu machen, die Justiz zu behindern, wenn Wut und Ekel auch beim Wähler aufkochen, der ihn im Herbst (Midterm Elections) schwächen könnte – dann könnte "Fire and Fury" ein Meilenstein sein.