Meinung/Kommentare/Innenpolitik

Wut frisst Wahlen auf

Wut frisst Wahlen auf.

Josef Votzi
über die Hypo

Ein Meer an Mikrofonen und Kameras wie beim Opernball, dabei war das Ereignis für die Parlamentspräsidentin Routine: Eine Gruppe von Bürgern wird, wie bald wöchentlich, mit Unterschriften bei Barbara Prammer vorstellig. Die Bürgerinitiative "Tatort Hypo" hat nicht nur die Wähler-Mehrheit, sondern auch Roland Düringer im Schlepptau. Der Kabarettist erregte jüngst mit einem Bündel empörter Fragen an den Finanzminister Aufsehen – gipfelnd in der Aufforderung: "Dienen Sie nicht weiter den Finanzhaien, sondern uns, denen Sie verpflichtet sind."

Gestern Spindelegger, heute Prammer – "Trainiert Roland Düringer auf Beppe Grillo in Austria?" twittert ZiB2-Anchorman Armin Wolf. Am Abend zuvor füllt Werner Kogler einen Saal in Graz bis zum Bersten, als er erstmals mit seinem "Hypo-Krimi" gastiert. Der grüne Finanzsprecher tourt durchs Land, um für einen U-Ausschuss zu werben. Bisher 50.000 Unterstützer mögen wenig erscheinen. Wer sich umhört, weiß: So unten durch war die Politik von der Spitze abwärts noch nie. Da helfen die Spin-Doktoren-Rezepte von gestern nichts: Schluss mit den Hypo-Geschichten, reden wir über bessere Zeiten. Die Zeche für das Milliardendesaster müssen wir noch Jahre zahlen – und schmerzhaft spüren: Wohnbau-Offensive und Steuersenkung sind eine Fata Morgana, ein neues Sparpaket ist schon am Horizont.

Offen bleibt nur, wo sich die Wut entlädt. Ob gegen die wahren Hypo-Akteure bei Aufarbeitung des Skandals (in einem Weisenrat oder U-Ausschuss). Oder ob allein bei den nächsten Wahlgängen heuer in Brüssel und Bregenz; 2015 in Wien, Oberösterreich, Steiermark und im Burgenland. Je länger Rot-Schwarz eine professionelle öffentliche Aufarbeitung der Causa verweigert, desto wuchtiger wird sich die Wutwelle darob entladen.