Meinung/Kommentare/Innenpolitik

Muss schweigen, wer nie Löhne bezahlt hat?

Das Argument "Sie haben nie Löhne bezahlt" ist besser, als es klingt.

Dr. Helmut Brandstätter
über Frank Stronach

Am Anfang wirkte es wie eine witzige Masche: Frank Stronach wütete in TV-Studios wie der Rächer der Enterbten. Das gelangweilte Publikum sah endlich einen Kämpfer, der sich um Konventionen und Polit-Sprech nicht scherte, dafür aber den Wählern weniger Steuern und das Ende der Korruption versprach – Österreichs Heil durch die Magna-Charta.

Inzwischen sind nicht nur die Zuseher ermattet. Auch Stronach wirkt ziemlich erschöpft, und wenn ihm gar nichts mehr einfällt, dann schleudert er ein „Sie haben noch nie Löhne bezahlt“ heraus – egal, ob der Satz gerade passt oder nicht.

Das ist schade. Denn Stronach würde damit ins Schwarze treffen, wenn er nur diszipliniert argumentierte. Wir haben zwar viele erfolgreiche Unternehmer, aber die Selbstständigkeit ist kein österreichischer Lebenstraum. Und da Politiker eben mitten aus dem Volk kommen, liegt ihnen das Verteilen von fremdem Vermögen genetisch näher als der Aufbau von eigenem. Zum Unternehmertum gehört auch das Scheitern. Darüber könnte Stronach erzählen, der ja auch berufliche Niederlagen hatte und sich über Politiker und Banken freute, die ihm wieder auf die Beine halfen. Der 81-Jährige könnte ein geachteter Lehrmeister in unserem selbstzufriedenen Land sein, aber er zieht leider zu oft blank.

Und was wird nach der Wahl? Da wird er beleidigt sein, weil die Wähler ihn nicht mit der Mehrheit belohnen werden, die er als Lohn für seine vielen Löhne erwartet. Dann lässt er eine Truppe von Leuten zurück, die er nicht zur Selbstständigkeit erzogen hat, sondern die immer zu einem – aus ihrer Sicht – Großen aufblickten. Die Abgeordnete Schenk könnte auch dann wieder sagen, man dürfe doch manchmal den Arbeitgeber wechseln.