Ein Wahlkampf mit zu viel "Schmerkel"
Von Evelyn Peternel
Will Schulz die Wahl drehen, braucht er einen Game Changer – noch ist er inhaltlich zu nah an Merkel.
über Schulz und die SPD
Schröders Auftritt in Dortmund hatte es in sich. Nicht nur, weil er zeigte, wie man wahlkämpft, sondern auch wegen dieses einen Satzes: "Nur wer dieses Amt unbedingt will, wird es auch bekommen."
Dass er das Kanzleramt wollte, hat er 2005 bewiesen. Bei Schulz ist das seit seinem Umfragetief nicht mehr so klar: Die Verve, die er anfangs hatte und die Schröder jetzt noch hat, fehlt ihm ein wenig; er ist ruhiger, pragmatischer. Das verbindet ihn mit seiner Konkurrentin – und ist auch sein Problem: Schulz ist Merkel inhaltlich zu ähnlich. In der Flüchtlingspolitik, in puncto Trump, selbst in Gesellschaftsfragen unterscheiden sich SPD und CDU nur mehr marginal. Auch Schulz’ Steuer- und Rentenideen sind keine Revolutionen, sie könnten genauso ein Koalitions-Plan sein.
Schulz steckt in einem Dilemma. Er erreicht kaum neue Wähler, sondern die, die einer Frau vertrauen, die ähnliche Politik macht wie er – weil sie ihre CDU in die Mitte geschoben hat. Attackiert er sie, ist das risikoreich, denn das könnte ihn unglaubwürdig machen. Um das Match zu drehen, braucht er einen Fehler Merkels – oder er findet einen "Game Changer", der ihn unterscheidbar macht. Das bräuchte aber deutlich weniger "Schmerkel" als bisher.