Hut ab, Mr. Stronach
Von Josef Votzi
Stronach ließ den rechten Sumpf per Vielfach-Rücktritt trockenlegen. Hut ab!
über den Unterschied zu Strache
Für viele Bürger sind neue Parteien vor allem ein Hoffnungssignal. Noch nie gab es so viele, die auf der Suche nach einem besseren Angebot verzweifelt am Wählermarkt flanieren.
Für Glücksritter und Polit-Desperados sind sie oft der letzte Rettungsring. Sobald es um Posten und Mandate geht, wimmelt es dort vor Parteigängern aller Lager, die sich bisher unter ihrem Wert gewürdigt wähnen – und Wackelkandidaten aller Mandatslisten, die mit einem Parteiwechsel ihren Sessel zu retten suchen.
So schaffte es Frank Stronach quasi über Nacht, mit einem halben Dutzend Abgeordneten samt privilegiertem Klubstatus im Hohen Haus zu sitzen, ohne noch eine einzige Wählerstimme erhalten zu haben. Fünf Überläufer kamen von den welken Orangen, die glauben, so ein todsicheres Mandat für weitere fünf Jahre zu kassieren. Das Gros hatte davor als blaue Hoffnungsträger gedient.
Haiders BZÖ ist ab Herbst wohl Geschichte. Frank Stronach und Heinz-Christian Strache sind einander schon vor der Wahl näher, als ihnen jetzt lieb sein kann. Stronach fischt nicht nur beim Personal, sondern auch beim Programm im blau-orangen Teich. Schließlich buhlen beide um die gleichen Protestwähler.
Islamophobe Töne à la „Pummerin statt Muezzin“ waren aber bisher allein aus dem blauen Eck zu hören. Der KURIER hatte vergangene Woche erstmals berichtet, dass Frank Stronachs Tirol-Team von seiner blauen Vergangenheit schlagartig eingeholt wird: Franks lokaler Statthalter als Betreiber einer Hetz-Homepage im Visier des Verfassungsschutzes. In den ersten Tagen gab es das Übliche: Maulen und Mauern.
Montagabend ließ Stronach den rechten Sumpf in seinem Tirol-Team per Vielfach-Rücktritt radikal trockenlegen. Hut ab, Herr Stronach: Das ist hierzulande noch immer keine Selbstverständlichkeit.