Grüne "Eisenhintern" bleiben von vorgestern
Von Josef Votzi
Eine überalterte grüne Funktionärspartei, die ihren Nachwuchs ängstlich wegbeißt, stellt sich selbst in Frage.
über den Umgang mit den Jungen Grünen
Als die Grünen 1986 erstmals ins Parlament einzogen, hatten sie eine Reihe von Parteispaltungen bereits hinter sich. Flügelkämpfe und Intrigen gehörten auch danach noch zum Alltag. Lange ging intern der Spruch um: Am Ende siegt immer die Fraktion der "Eisernhintern" – diejenigen, deren Sitzfleisch den Strapazen nächtelanger Debatten am längsten standhielt.
Mit Alexander Van der Bellen zog erstmals mehr Ruhe ein. Unter Eva Glawischnig mutierten die Grünen zu einer Oppositionspartei a. D. – einer Partei, die – mit Ausnahme der schwer zähmbaren Wiener Grünen– am liebsten möglichst unauffällig mitregiert. Die Grünen eine Bewegung von unten? Das war vorgestern, heute sind die Ökos eine straff geführte Kaderpartei. Einheitliches Auftreten in Ehren, aber der Eindruck verfestigt sich: Eine in die Jahre gekommene Funktionärsgeneration fürchtet um Macht und Einfluss und beißt ängstlich alles, was sich gegen "Die-da-oben" bei den Grünen regt, ängstlich weg. Wer selbst nur am Spielfeldrand aufbegehrt – wie zuletzt die Jungen Grünen aus dem ÖH-Sandkasten – muss mit nachhaltigen Sanktionen rechnen (siehe Analyse Seite 3).
Die grüne Parteiführung hat mit dem Ausschluss der Jungen Grünen den Bogen überspannt. Die West-Grünen nehmen die Verfemten nun wieder auf. Sie sagen: Ohne diese säße heute Norbert Hofer in der Hofburg. Zudem empfinden sie zu Recht das Signal, das aus Wien kommt, als zunehmend fatal: Eine überalterte Funktionärsriege weiß sich nicht anders zu helfen, als den Parteinachwuchs vor die Tür zu setzen. Wenn der grünen Bundesspitze nicht bald mehr einfällt, als das unwürdige Schauspiel schwarzer Pädagogik aussitzen zu wollen, stellt sie sich mit jedem Tag mehr als Avantgarde-Partei endgültig infrage.