Digitale Knechtschaft – keine Science-Fiction
Wir verschenken ständig unsere Daten.
über digitale Knechtschaft
In nur 15 Jahren hat sich Google von einer Internet-Suchmaschine zum digitalen Monopolisten mit dem Anspruch, unser Leben in jedem Augenblick zu kontrollieren, entwickelt. KURIER-Autor Gerald Reischl hat Google von Anfang an beobachtet, ein Buch darüber geschrieben und zeigt heute den Weg vom Start-up zur Allmacht.
Auch Christoph Keese beschäftigt sich im Buch "Silicon Valley" mit Plänen, die unser Leben bald bestimmen könnten. Man kann Keese vorwerfen, dass er nicht ganz objektiv sei, da er ein führender Manager des Springer-Konzerns ist, der Google ganz offen als Gefahr sieht. Der deutsche Journalist verbirgt seine Faszination, die von der technologischen Innovationsfähigkeit eines kleines Fleckens Erde in Kalifornien ausgeht, gar nicht. Aber er zeichnet eine Zukunft, die vor ein paar Jahren noch in Hollywood erdacht wurde, inzwischen aber mit Science, und nicht mehr mit Fiction zu tun hat: Selbstfahrende Autos werden uns in Geschäfte bringen, die bei Google geworben haben, wo wir möglichst viel Geld ausgeben. Drohnen versorgen uns mit Filmen und Musik, Roboter erledigen die Hausarbeit und wissen dadurch alles über unser Verhalten. Durch unsere Mails und Handys weiß Google ohnehin, wo wir sind und was wir tun. Abgerechnet wird über ein Google-Bezahlsystem.
Dieses Szenario kann Wirklichkeit werden, weil wir alle unsere Daten Google verfügbar machen. Als Suchmaschine hat Google in Europa de facto bereits ein Monopol. Unsere Daten aber sind das wertvollste, was wir in der digitalen Welt haben. Wenn nur ein riesiges Computersystem über sie verfügt, dann sind wir plötzlich so abhängig, wie im Feudalismus die Knechte von ihrem Gutsherren waren, die auch nur in dessen Kreislauf von Geld und Waren existieren konnten. Und da regt sich irgendwer über die Speicherung von Telefondaten auf?
Europa ist hilflos wie nie zuvor
Nur acht der größten Internet - und Kommunikationsunternehmen kommen aus Europa. Die EU verhindert durch absurde Kartellbestimmungen starke europäische Unternehmen und starrt hilflos auf den Monopolisten Google. Dieser gehört zerschlagen, aber das alleine reicht nicht. Die Innovationsfähigkeit unseres Kontinents ist gefragt. Immerhin waren europäische Unternehmen im Mobilfunk noch um die Jahrtausendwende den Amerikanern überlegen, es geht also.
Während die USA die von ihnen verursachte Wirtschaftskrise wieder abgeschüttelt haben, steckt Europa noch mitten drinnen. Die Flutung der Märkte mit Geld ist wirklich keine überzeugende Aktion der Europäischen Zentralbank. Aber deshalb oder wegen der Wahlen in Griechenland vom Ende des Euro zu faseln ist lächerlich – oder sehr europäisch. Wer hat das Ende des Dollar ausgerufen, als Kalifornien vor ein paar Jahren pleite war?
US-Firmen erobern inzwischen die Welt und das All. Mit unseren Daten. Dabei nur zuzuschauen ist ein zweifelhaftes Vergnügen.