Der grün-rote Akkilic als Vorbild der Jugend
Wie ein weithin unbekannter Mandatar gleichzeitig SPÖ und Grüne beschädigt – und die ganze Demokratie.
über den Akkilic-Wechsel
Der Historiker Oliver Rathkolb spricht in einem neuen Buch ein Urteil über Österreich: "Zivilcourage muss man suchen". Das sollte man aber besser nicht im Wiener Landtag tun. Dass sich Mandatare kaufen lassen, haben wir ja schon zu oft im Dunstkreis um FPÖ, BZÖ und Stronach-Freunden erlebt. Aber auch Grüne sind dafür anfällig, haben wir jetzt erlebt.
Über Senol Akkilic, den Grünen, dem ein Mandat so wichtig ist, dass er rot wurde, wusste man bis jetzt nur wenig. Nun erfahren wir, dass er in der Jugendarbeit tätig ist. Das trifft sich gut. So kann er den jungen Leuten die Politik erklären. Wird er ihnen sagen, dass der Neoliberalismus schuld daran ist, dass heute alles käuflich ist? Oder eher, dass man sich Charakter nicht kaufen kann?
In der Wiener SPÖ beutelt man sich nur kurz ab. Aber auch mit dem unfairen Wahlrecht, das sie sich erkauft hat, wird sie im Herbst keine absolute Mehrheit schaffen. Und die Grünen sind auch nicht so böse, dass sie die Koalition beenden, sie wollen ja nach der Wahl wieder in die Regierung. Der Abgeordnete Klaus Werner-Lobo, der auch kein Mandat mehr bekommen wird, warnt seine Partei vor Scheinheiligkeit: "Dass die SPÖ alles für ihren Machterhalt tut: Wow, was für eine Neuigkeit. Da sind wir erst jetzt drauf gekommen, .... nachdem wir, nur um ein Beispiel zu nennen, die Inseratenmillionen als Schutzgeld für hetzerische Boulevardmedien immer mitgetragen und zum Teil vermehrt haben?"
Also werden die Grünen im Wahlkampf erklären müssen, wie weit sie das Machtsystem der SPÖ weiter (er-)tragen werden. Nur Senol Akkilic könnte den Grünen und sich noch einen Gefallen tun – und das erkaufte Mandat nicht annehmen.