Achtung, Hirnflucht!
Von Josef Votzi
Achtung, Hirnflucht!
über den Brain Drain
1380 Medizinstudenten haben 2013 den Doktor gemacht. Nur die Hälfte begann danach als Arzt in Österreich zu arbeiten, die andere ging ins Ausland. Das sind doppelt so viele wie in den Jahren zuvor. Kürzere Ausbildungszeit und bessere Bezahlung locken in die Schweiz oder nach Deutschland. Was bei Jungmedizinern gang und gäbe ist, könnte bald auch in der Wissenschaft drohen. Die Angst vor Budgetnot treibt Österreichs Jungforscher vorerst noch auf die Barrikaden. Die Wissenschaftselite von Quantenphysiker Anton Zeilinger abwärts warnt bereits vor Kündigungen wegen akuter Geldnot. Rund 50.000 Staatsbürger haben bereits eine Petition für ein höheres Wissenschaftsbudget unterzeichnet. Wenn das Wünschen nicht bald hilft, bleibt auch der Wissenschaftler-Elite von morgen nur die Flucht ins Ausland.
Die renommierte Neue Zürcher Zeitung fasst Österreichs prekäre Schieflage plakativ so zusammen: "Hochqualifizierte verlassen das Land, Ungelernte wandern zu". Wird dieser Trend nicht von der Politik gebrochen, setzt das eine Teufelsspirale nach unten in Gang: Weniger "brains" im Lande, spült noch weniger Geld in die Kassen, um für die verbliebene geistige Elite attraktiv zu bleiben. Denn das überfällige neue Wachstum, das endlich mehr Jobs für die zunehmend aussichtslosen Jungen bringt, kommt nicht von den Werkbänken, sondern aus den Denkfabriken.
Eine exzellente Ausbildung ist der Rohstoff für die Wissensgesellschaft – Europas einzige Chance, seinen Wohlstand im globalen Wettbewerb zu verteidigen.
Erfreulich ist: Immer mehr absolvieren höhere Schulen und Universitäten. Mehr Besorgnis muss erregen: Weil sie sich jenseits der Grenze willkommener fühlen, kehren danach immer mehr Österreich den Rücken.