Meinung/Kommentare/Aussenpolitik

Tränen um getötete Kinder – hier wie dort

Wann nimmt diese Spirale der Gewalt, des Sterbens und Leidens in Nahost endlich ein Ende?

Ulrike Botzenhart
über den Nahost-Konflikt

Wie viel Leid erträgt ein Mensch? Wie viel Angst? Wie viel Hass? Wie viel Aussichtslosigkeit?

Die Bilder weinender, verzweifelter Menschen, die ihre blutigen, toten Kinder, manchmal erst ein paar Wochen alt, den Kameras der Fotoreporter im Gazastreifen entgegenstrecken, sind selbst in Tausenden Kilometern Entfernung unerträglich. Der KURIER zeigt sie nicht, weil die Fotos unserer Meinung nach die Grenze des Zumutbaren überschreiten. Und: Weil in jedem Krieg, jede Kriegspartei mit Bildern sterbender Kinder Propaganda für ihre Seite betreibt. In Zeiten der sozialen Netzwerke immer schneller, direkter, emotionaler. Ohne Filter, ohne Gegencheck von Journalisten vor Ort, ob die Bilder manipuliert oder alt sind.

Doch das Sterben in Gaza und auch in Israel ist real. Und wie immer im sich schon seit Jahrzehnten drehenden Konflikt zwischen Palästinensern und Israelis wird – eben angesichts der Tragödie für die palästinensische Zivilbevölkerung – die Schuld Israel in die Schuhe geschoben. Aber so leicht kann man es sich nicht machen. Ja, das palästinensische Volk hat ein Recht auf ein Leben in Würde, in Frieden. Aber die radikal-islamische Hamas ist eine Terrororganisation, ihre Milizionäre sind keine Freiheitskämpfer. Die Hamas, die Israel seit Jahren mit Raketen beschießt, will Israel auslöschen, die Israelis ins Meer treiben. Israel ist ein kleiner, demokratischer Staat, umgeben von Feinden, gegen die Israel sich schützen will und muss.

Anti-israelische Demonstrationen, wieder aufflammender offen ausgespuckter Antisemitismus in Europa bringen uns keinen Schritt weiter – nur zurück in grauenhafte Zeiten, die wir nicht nochmals erleben wollen. Was ist mit den Lehren aus dem 20. Jahrhundert? Wo ist der entscheidende Gedanke, Geistesblitz, Vermittler, der eine Lösung für beide Seiten bringen kann? Ist es naiv, sich das zu wünschen? Mag sein, aber es wäre höchst an der Zeit.