Putin rettet die Welt – oder nur sein Image
Von Andreas Schwarz
Die Hoffnung, dass Russland es richtet, ist ein wenig naiv.
über Russlands Einsatz in Syrien
Die Ursache des Flüchtlingsstroms, der Europa überschwemmt, ist der seit bald fünf Jahren tobende Bürgerkrieg in Syrien. Die wahrscheinlich größte Bedrohung für die halbe Welt sind die Dschihadisten des "Islamischen Staates" (IS). Will man die Welt retten sozusagen, muss man Krieg und IS zu Leibe rücken – so weit besteht Einigkeit.
Beim Bürgerkrieg ist dem Westen bisher wenig eingefallen, außer "Assad muss weg". Und was den IS betrifft, haben die Bombardements der US-geführten Allianz zwar Dschihadisten-Opfer gefordert. Aber die Barbaren-Truppe ist heute stärker als noch vor einem Jahr.
Jetzt versucht es Wladimir Putin. Seit gestern fliegen russische Kampfjets gegen IS-Basen. Gleichzeitig macht sich Russlands Präsident für eine Lösung des Syrien-Konflikts stark, die allerdings eine mit Präsident Assad sein müsse. Und im Westen werden immer mehr Stimmen laut, die fast schulterzuckend ihre Hoffnung plötzlich auf Putin setzen und den syrischen Schlächter als kleineres Übel in Kauf nehmen.
Dazu muss man zwei Sachen wissen. Erstens: Stimmt schon, die Welt hat auch schon mit anderen Bösewichten paktiert, aber Bashar al Assad ist einer der Bösesten – vor seinen Fassbomben fliehen mehr Syrer als vorm IS, und die Mehrheit der 250.000 Toten geht auf seine Kappe. Und ein Assad im Boot heißt angesichts der zahlreichen Rebellengruppen und seiner Verbrechen noch kein Ende des Bürgerkrieges, im Gegenteil.
Zweitens: Putin bekämpft den IS, weil er das zentralasiatische Terrorpotenzial und Islamisten-Terror daheim fürchtet. Und er unterstützt seinen Partner Assad, weil er knallhart seine (geo)strategischen Ziele verfolgt, etwa einen Fuß am Mittelmeer zu behalten.
Die Welt retten, ist Putins Sache nicht. Sein Image retten, seine Interessen verfolgen und den Westen ein bisschen locken und durcheinander bringen schon.