Ein Praxistest für den Populismus
Von Andreas Schwarz
Donald Trump wird Präsident. Man könnte sich jetzt damit trösten, dass auch Ronald Reagan als B-Movie-Darsteller verlacht worden ist, als er ins Weiße Haus einzog. Nur: Der Mann hatte politische Erfahrung. Und er hatte nicht die Lebensmaxime, sich mit goldenen Wasserhähnen umgeben und Frauen in den Schritt greifen zu müssen. Heute wird Reagan in einem Atemzug mit John F. Kennedy und Bill Clinton genannt, als einer der wichtigsten Präsidenten der US-Geschichte. Das wird Donald Trump nicht passieren.
Man könnte jetzt auch zornig sein: Auf die Demokraten, die sich mit einer Kandidatin verrannt haben, die wenig mehr Meriten als den Namen Clinton mit sich trug, dafür aber den Ballast politischer Fadesse und völlig fehlender Empathie. Oder auf die Republikaner, die nicht imstande waren, einen echten Präsidenten statt eines billigen Taschenspielers hervorzubringen.
Der Trost ist keiner, Zorn hilft nichts. Daher bleibt nur, zur Kenntnis zu nehmen, was nicht nur in den USA gilt: Dass der Wähler in Zeiten der Unsicherheit nach einfachen Antworten giert, egal, wer sie gibt. Dass dem politischen System Schuld an der Unsicherheit gegeben wird und jeder, der dieses anspuckt, mit Stimmen angefeuert wird. Und dass diese Stimmungslage von Politikern, auch von den Medien, verkannt wird – nach dem Motto: Ganz so arg wird’s ja wohl nicht sein. Doch, ist es, wann kapiert das endlich wer außer Populisten?
Die USA könnten aber auch der erste Praxistest dafür sein, dass das Schüren negativer Stimmung das eine ist, das Nicht-erfüllen-Können erweckter Erwartungen aber das andere. Denn selbst dann, wenn Donald Trump alles umsetzte, was er angekündigt hat, beziehungsweise gerade dann: Er wird damit keine Arbeitsplätze schaffen, keine Einkommen erhöhen und keine Zukunftsperspektive liefern. Das tut nur verantwortungsvolle Politik. Kühne Hoffnung: Vielleicht ringen sich die Republikaner ja zu einer durch – als Buße dafür, dass sie der Welt und den Amerikanern Donald Trump beschert haben.