Meinung/Kommentare/Aussenpolitik

Die Ungerechtigkeit heißt Berlusconi

Das eigentliche Verbrechen des Ex-Premiers ist sein Missbrauch Italiens

Andreas Schwarz
über Berlusconi

„Dieses Land ist nicht gerecht.“ Das Lamento, das Silvio Berlusconi nach dem Urteil des Höchstgerichts wegen Steuerbetruges anstimmte, ist das eines Mannes, dem dieses Land allzu lange alles durchgehen ließ – dank der Tricks, mit denen er bisher einer finalen Strafe entkam; und dank eines nicht kleinen Teils der Italiener, die ihn immer wieder auf den politischen Thron hoben. Trotz seiner Bizarrheit im Auftreten. Trotz seiner sichtbaren kriminellen Energie. Und trotz seiner verantwortungslosen Politik.

Es gibt in den westlichen Demokratien keinen Zweiten, der sich auf vergleichbare Weise seine Macht zimmerte: Eine wirtschaftliche, abgesichert durch ein Medienimperium und eine beides absichernde politische Macht. Die Welt des Silvio Berlusconi war keine der Grauzonen, sie war eine der tiefschwarzen Unvereinbarkeiten auf allen Linien – Bunga Bunga ist nur noch das widerliche Aperçu eines alt gewordenen Schürzenjägers.

Sein eigentliches Verbrechen heißt: Er hat sein Land mit der populistischen Politik, die ihm das politische Überleben sicherte, an den Rand des wirtschaftlichen Abgrundes geführt. Und tragischerweise hängt von ihm einstweilen auch heute noch die Politik in Italien ab.

Nicht das Land ist ungerecht zu seinem Ex-Premier. Die Ungerechtigkeit für das Land heißt Silvio Berlusconi.