Meinung/Kommentare/Aussenpolitik

Eine Waffenruhe im Konjunktiv

Für die Menschen in Syrien? Um die ist es bisher nie gegangen.

Andreas Schwarz
über die Hoffnung auf eine Waffenruhe in Syrien

Ein Krieg, der in fünf Jahren mehr als 250.000 Menschenleben gekostet und elf Millionen in die Flucht getrieben hat, endet nicht einfach so. Und wenn so viele Akteure und Interessen beteiligt sind wie in Syrien, dann ist der neuerliche Anlauf zu einer Waffenruhe mit Konjunktiven begleitet: Sie "könnte" ein bedeutender Schritt nach vorne sein, hofft der UNO-Generalsekretär; sie "wäre" ein Hoffnungsschimmer für die Menschen in Syrien, sagt der deutsche Außenminister.

Für die Menschen in Syrien? Um die ist es bisher nie gegangen. Als Russland vergangenen Sommer sein Militär in die Schlacht warf, ging es um den Erhalt des Verbündeten in Syrien zwecks Erhalts des russischen Fußes am Mittelmeer. Vielleicht auch noch um Wladimir Putins Reputation zu Hause. Und dass sich Europa unter der dramatisch gewachsenen Flüchtlingswelle gerade zerstreitet, ist für Putin angenehmer Nebeneffekt.

Als die USA die Allianz gegen den "Islamischen Staat" ins Leben rief, ging es um das Einfangen des auch den Westen bedrohenden Geistes mit der Terrorfratze. Der hüpft ja gerne dort aus der Flasche, wo eine Gesellschaft zuvor im Namen der Demokratie von einem Regime befreit werden sollte, das aus geopolitischen oder sonstigen Gründen nicht passt – das machen die USA auch in Nahost gerne.

Die Türkei wiederum hat sich zuletzt in den Krieg eingeschaltet, weil er Gelegenheit bietet, die Kurden klein zu bomben. Und Saudi-Arabien sowie Iran verfolgen in Syrien diametrale Regionalmachtinteressen – der Syrer selbst kommt auch in denen nicht vor.

Das ist die Ausgangslage, in der die Welt hofft, dass eine Waffenruhe der Anfang vom Ende des Mordens in Syrien sein könnte und nur der IS als militärisches Ziel übrig bleibt. Aber so lange die Interessen nicht weitgehend erfüllt sind, bleibt vor allem der Konjunktiv.