Meinung/Kolumnen/Zuendstoff

Zündstoff: Solo für uns

Muster - Skoff; Mitteregger - Steinmayr; Innauer - Schnabl; Kogler - Neuper; Vettori - Felder; Maier - Eberharter; Rogan - Jukic.Große Österreicher-Duelle waren immer schon ein Teilchenbeschleuniger für internationale Erfolge. Die Skispringer sind in dieser Beziehung besonders auffällig. Derzeit ist ein ausgesprochen starker Adlerschwarm unterwegs: Die Duelle verschieben sich. Einmal Morgenstern - Kofler, dann Schlierenzauer - Morgenstern und derzeit eben Kofler - Schlierenzauer.Eigentlich pflegen Adler nicht in Schwärmen herumzufliegen. Sie sind revierbeherrschende Einzelkämpfer. So wie die meisten Individualsportler auch. Teambewerbe dienen vor allem als Stimulanz für multiple patriotische Volksorgasmen.Einen Vorteil haben sie vielleicht trotzdem: Sportler, die trotz stereotyper Beteuerungen von Pressesprechern keine Busenfreunde, sondern in erster Linie Rivalen sind, befetzen sich nicht mehr in aller Öffentlichkeit. (Schad’ für uns Zeitungsleut’.) So knirschen die Morgenkofelzauers zwar hintergründig mit den Zähnen, doch das fällt bei Betrachtung durch die rot-weiß-rote Brille und im Nachhall der Töchter-Söhne-Hymne nur den wenigsten auf. "Unsere Burschen sind super", frohlockt das Sportvolk - auch wenn einer der großen Söhne gerade vorrangig super angefressen ist, weil ihn der verdammte andere Sohn geschlagen hat.Verbale Schlägereien, wie sie von Tennis-Musketieren, Glockner-Königen, Ski-Giganten und Doppel-Adlern geliefert wurden, sind selten geworden. Solche wären zwar in mancher Hinsicht ehrlicher und auch kein Indiz für fehlende Fairness. Doch die zur Schau gestellte Professionalität (so nennt man heute das Gute-Miene-zum-bösen-Spiel-Spiel) passt eben viel besser ins aktuelle Bild des modernen Business-Lebens: Wer einem Kollegen so richtig die Meinung sagt, geht heute eher ins Gefängnis als anschließend genau mit diesem Kollegen auf ein Bier. (Wieder schad’.)