Zündstoff: Politiker ans Werk!
Von Jürgen Preusser
Der zentrale Computer im gigantischen, für 20.000 Reporter angelegten Medienzentrum im Olympic Park weiß nicht viel über Beate Schrott. Dass sie 24 ist, 70 Kilo wiegt, 1,75 m groß ist, aus St. Pölten kommt. Und, dass sie mit 15 begonnen hat, Leichtathletik zu treiben.
Unter "Ambitionen" steht: "Qualifikation für das 100 Meter Hürdenfinale."
Und zwar in Rio 2016.
Ja, es gibt sie noch, die positiven Überraschungen in diesem Team. Viele haben persönliche Bestleistungen erreicht, doch leider gerade in Sportarten, in denen Österreicher im Kampf um Medaillen keine Rolle spielen.
Das ist auch noch lang kein Grund, die teilweise schon recht heftige Diskussion über die Zukunft des österreichischen Sommersports zu unterbinden.
Österreich, Lettland und Luxemburg (aber die haben ja Düdelingen) sind die einzigen EU-Länder, die noch ohne Medaille dastehen. In Portugal, Zypern, Finnland, Estland und Irland durfte man soeben erleichtert aufatmen.
Es ist schon wahr, dass eine Analyse der Leistungen von London 2012 erst nach den Spielen erfolgen muss. Doch dann darf sie sich keinesfalls auf die Ergebnisse und deren aktuelle Hintergründe beschränken.
All jene, die hier ihre Bestleistungen übertroffen haben, würden sich sonst mit Recht verraten fühlen.
Es muss den politischen Auftrag zu einer weitreichenden Reform des Schulsports geben. Nein, das ist nicht allein Sache der Unterrichtsministerin, da müssen der Sportminister, die Finanzministerin und auch der Bundeskanzler mitspielen. Und der Gesundheitsminister muss Alarm schlagen.
Aber bitte nicht falsch verstehen: Die Politik soll sich nicht noch mehr als bisher im Sport wichtig machen. Im Gegenteil: Die politisch gestützten Vereinsmeier gehören weg, die Parteien-Packelei via Sportverbände muss aufhören.
Oder geht das etwa gar nicht, weil beispielsweise die Dachverbände auch Immobilienbesitzer sind? Und weil man auf Immobilien auch Hypotheken aufnehmen kann? Weil also, falls man auf die Idee käme, die Dachverbände zu zerschlagen, den Parteien auch materielle Werte verloren gingen?
Dagegen spricht, dass Minister Darabos einen entsprechenden Gesetzesentwurf vorgelegt hat.
Oder war auch das nur ein politischer Schachzug? So wie seine Attacke nach den ersten Misserfolgen der Österreicher in London?
Wollte er womöglich nur an der Sportfront angreifen, weil er glaubt, sich dort leichter durchsetzen zu können als auf dem komplizierten politischen Schlachtfeld der Landesverteidigung?
Schwamm drüber: Ehemalige Sportler – auch Experten genannt – müssen her. Die sind jetzt gefragt.
Und sie werden die Herausforderung annehmen, wenn man sie nur einmal ran lässt.