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Zündstoff: Mehr als nur ein Zeichen

Werner Schlager, vormals Tischtennis-Weltmeister, fühlt sich wohl im mattblauen Sakko des ÖOC. "Endlich einmal eines, das man auch so gern tragen würde", sagt der krasse Medaillen-Außenseiter, der seine Einzel als Aufwärmrunde für den Teambewerb sieht. Schlager, der vor zwei Wochen zum zweiten Mal Vater geworden ist (Tochter Nea), ist nicht der Einzige, der sich plötzlich wohlfühlt im Olympia-Anzug.

"Ludwig Paischer hat mit mir ganz sicher schon mehr gesprochen als mit dem alten ÖOC-Generalsekretär", sagt Peter Mennel, der neue Generalsekretär.

Diese Spitze gegen das Langzeit-Duo Wallner/Jungwirth konnte er sich bei der ersten Pressekonferenz im Austria Haus Tirol (so heißt das Österreich-Haus offiziell) nicht ersparen. Schließlich gab es ja unendlich viel aufzuarbeiten aus dieser Zeit. Einer wie Paischer, vormals Silbermedaillengewinner, habe jetzt eben ein ganz anderes Verhältnis zum Management, soll das heißen.

Segler Nico Delle-Karth, einer von mehreren Co-Favoriten im Team, spricht von einer ganz anderen, viel professionelleren Arbeitsbasis.

So klingen auch die Aussagen des ÖOC-Präsidenten Karl Stoss: Kein Cent für das Ö-Haus werde aus Mitteln des ÖOC oder gar Steuergeldern bestritten, die runde Million Euro sei ausschließlich von privaten Sponsoren gekommen. Das sei ein ganz wichtiger Faktor für die österreichische Wirtschaft, immerhin sei der britische Markt des 60-Millionen-Einwohner-Königreichs ein gewaltiger. Das Unternehmen Olympia koste im Übrigen 1,1 Millionen Euro. Das ist um ein Drittel weniger als Peking 2008. Dazu kämen noch die Reisespesen von bis zu 150.00 Euro.

Zeichen

Aufgrund der großen Distanzen zu einigen Wettkampfstätten mussten außerdem Außenquartiere gebucht werden: Dies betreffe die Wildwasser-Kanuten, die Reiter und die Tennisspieler, die ein zusätzliches Appartement in Wimbledon zur Verfügung haben. Dort würden laut Stoss dieselben Regeln gelten wie im olympischen Dorf. Eine Anspielung auf den Skandal bei den Winterspielen von Turin 2006, wo in Extrawurst-Quartieren mit Doping-Richtlinien – vorsichtig ausgedrückt – auf höchst arrogante und dumme Weise Schindluder getrieben worden war.

Bei meinen neunten Olympischen Spielen bin ich erstmals geneigt zu hoffen, dass das goldene Zeitalter für Händeschüttel- und Fahnenwachel-Funktionäre vorbei ist. Das Team umfasst 70 Athleten und 60 Betreuer – erstmals seit der Steinzeit also weniger Funktionäre als Athleten.

Diesbezüglich gibt es keinen Seitenhieb, aber ein deutliches Zeichen: Präsident Stoss und Generalsekretär Mennel werden auf der Tribüne sitzen, wenn Österreichs Team hinter Fahnenträger Markus Rogan als 13. Mannschaft ins Stadion einzieht. "Das ist etwas für Sportler und Betreuer", sagt Stoss.