Zündstoff: Luxemburgische Visionen
Von Jürgen Preusser
Die letzte olympische Medaille für Luxemburg eroberte ... ein Österreicher. Marc Girardelli gewann bei den Winterspielen in Albertville 1992 zwei Mal Silber.
Erst ein einziges Mal durfte sich Luxemburg über olympisches Gold freuen: 1952 in Helsinki schnappte Josy Barthel im 1500-Meter-Lauf dem Amerikaner McMillen den Sieg weg. Barthel wurde daraufhin gleich Verkehrs-, Tourismus-, Umwelt-, Energie-, Informatik- und Kommunikationsminister. Das Stadion, in dem das luxemburgische Fußball-Nationalteam spielt, trägt seinen Namen.
Nach Angaben des Journalisten Laurent Schüssler von der Zeitung Luxemburger Wort wird es jetzt nicht in F91-Düdelingen-Stadion umbenannt.
Doch was müsste passieren, damit das Wiener Stadion nach einem Leichtathleten oder einem anderen Olympia-Sportler benannt wird? Sehr viel.
Variante A wurde vergeigt: Österreichs Fußball-Team hat gegen Weißrussland, das jetzt eines der vier europäischen Teams im olympischen Fußball-Turnier stellt, die einzigartig große Chance vergeben, sich zu qualifizieren. Denn bei einem Turnier nach dem soeben verabschiedeten EM-Modus (16 Teams in vier Vierergruppen) wäre alles möglich: (siehe Griechenland bei der EM 2004).
Variante B – Leichtathletik: Irgendwie schafft es der Verband immer wieder, ein paar Sportler zu Olympia zu befördern. Tatsache ist aber auch, dass die jeweils Zweitbesten des Landes in diesen paar Disziplinen kilometerweit von Olympia weg sind. Österreich ist leichtathletisch ein Leichtgewicht. Die Erfolge der Prokop-Damen (1968, 1972) sind lange her, auch die Silbermedaille von Steffi Graf (2000) ist nicht mehr taufrisch.
Variante C – Ein Athlet einer Randsportart schlägt sich mit der Machete durch den Dschungel der drei Dachverbände, der Vereinsmeierei, der politischen Ignoranz und erobert Gold. Es würde nicht reichen, um dem Stadion einen neuen Namen zu verpassen. Vielleicht würde er aber zumindest Minister werden, denn in der Politik ist die Konkurrenz derzeit mit Sicherheit um einiges schwächer als im internationalen Sport.
Variante D – Einem Funktionär wird die große Ehre zuteil. Dann wandere ich nach Luxemburg aus.
Außenseiter
Nein, das Stadion wird ewig das Ernst-Happel-Stadion bleiben. Ist auch okay – nicht nur, weil der KURIER einst diesen Namen vorgeschlagen hat.
Nicht okay ist hingegen, dass die dortige Laufbahn bestenfalls für die Ehrenrunden von Sponsor-Fahrzeugen verwendet wird, nicht aber für ernsthafte Leichtathletik.
Es stimmt schon, dass die Wiener auch als Zuschauer olympischen Sport ignorieren. Doch warum? Weil die Kinder von klein auf nichts damit zu tun haben und in den Schulen dann schon gar nichts passiert.
Darum werden Österreicher bei Sommerspielen ewig Außenseiter bleiben.
Aber immerhin: ein besserer als Luxemburg.
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