Hohe Wellen im Schwimmverband
Von Jürgen Preusser
Jahresabschluss-Bericht des Österreichischen Schwimmverbandes ( OSV) für das Jahr 2011:Einnahmen 1.232.804,24 EuroAusgaben 1.236.274,27 EuroGeht sich ja fast perfekt aus, oder?Allerdings gibt es bei den Einnahmen nur einen Posten, der auf Gelder von privaten Sponsoren schließen lässt. Unter "Diverse Einnahmen" sind 7514,38 Euro vermerkt. Das ist wenig, wenn man bedenkt, dass der OSV zum Beispiel mit der Großbäckerei Ströck einen ziemlich potenten Mäzen hat."Ich gehe davon aus, dass alles rechtens ist. In diesem Fall werden wir Sponsor bleiben", sagt Gerhard Ströck. Er sei sehr an Transparenz interessiert. Der Sponsor-Vertrag läuft Ende des Jahres aus und wird demnächst neu verhandelt. "Egal mit welchem Vorstand."
Bemerkenswert
Rechtens ist es zweifellos, wenn für Verwaltung, Gehälter, Administration, OSV-Organe und Öffentlichkeitsarbeit jährlich knapp 340.000 Euro ausgegeben werden. Mit Spesen für die Delegationen bei internationalen Veranstaltungen wären damit bereits 50 % aller Mittel von der Verwaltung (im weitesten Sinn) aufgebraucht. Das ist viel.Bemerkenswert wenig sind hingegen 657 Euro und 54 Cent für Fortbildung.Im Bericht des Finanzreferenten Walter Benesch heißt es unter anderem: "Wie im Jahresbericht der einzelnen Fachsparten ersichtlich, wurden wieder sehr viele Internationale Großveranstaltungen (...) beschickt, hier musste unser Verband sämtliche Ressourcen ausschöpfen, um die Finanzierung sicherzustellen."Hat der Verband tatsächlich sämtliche Ressourcen ausgeschöpft? Vielleicht.
Verbindungen
Tatsache ist auch: Es existiert ein "Pool des Österreichischen Schwimmverbandes". Dieser Verein hat eine GmbH gegründet. Die ist im Handelsregister seit 13. Juli 2005 eingetragen. In einem Auszug aus der Bilanz dieser "Pool des Österreichischen Schwimmverbandes GmbH; Firmennummer 264621z" sind unter Aktiva und Passiva jeweils 718.091,15 Euro vermerkt. Als einziger Gesellschafter ist der Pool des Österreichischen Schwimmverbandes im Handelsregister eingetragen. Eine Konstruktion, die an die eher düstere Epoche des Österreichischen Olympischen Komitees (ÖOC) erinnert.Kann sein, dass solche Gesellschaften helfen, Steuern zu sparen. Doch es stellt sich die Frage: Warum wird diese GmbH von einem anderen Verein gegründet und nicht vom OSV selbst? Und wer aller wusste davon?Verbindungen zwischen OSV und GmbH gibt es auf den zweiten Blick: Finanzreferent Walter Benesch ist wie OSV-Generalsekretär Thomas Gangel Geschäftsführer dieser Gesellschaft.Zurück zum Jahresabschluss des Schwimmverbandes: Dort kommt unter "Einnahmen" die GmbH gar nicht vor. Bei den Ausgaben der GmbH-Bilanz steht allerdings unter "Investitionszuschüsse" 532.005,71 Euro.Wofür ist diese GmbH also gut, wenn der OSV von ihr scheinbar (oder anscheinend) nichts bekommt?
Ungemach
Abgesehen davon muss jeder Geschäftsführer einer Gesellschaft dieser Art ein gesetzliches Mindestgehalt kassieren. Also auch Thomas Gangel, der wohl auch als Generalsekretär des OSV nicht gratis arbeiten wird.Am 15. September wird der Vorstand des OSV beim Verbandstag in Linz neu gewählt. Die drei Rechnungsprüfer des OSV haben den Vorstand dank des fast perfekten Jahresabschluss-Berichtes nach bestem Wissen und Gewissen entlastet. Ob diese Entlastung bis zum 15. September aufrecht bleiben kann?Die Klage eines einzelnen Schwimmers, der ein paar – vielleicht doch nicht ganz so ehrenamtliche – Funktionäre beschimpft hat, scheint das geringste Problem des OSV zu sein. Zumal dem Präsidenten, dem Wiener Paul Schauer, der stets die demokratischen Strukturen des OSV hervorstreicht, aus Salzburg zusätzlich Ungemach droht: Der dortige Verband wurde ausgeschlossen, weil er angeblich ein Schein-Turnier veranstaltet und dafür kassiert haben soll. Den Beweis für dieses vermeintliche Fehlverhalten lieferte u. a. Geheimfotograf Benesch – Finanzreferent des OSV.Dadurch sind die neun Salzburger Schwimmvereine mit insgesamt dreißig Stimmen am 15. September nicht wahlberechtigt. Der OSV hat in Salzburg einen Gegenverband ins Leben gerufen.Am Rande sei erwähnt, dass der ursprüngliche Salzburger Präsident, Christian Schneeberger, kurz vor seinem Ausschluss beim Verbandstag 2008 gegen Schauer zur Präsidentenwahl angetreten war und nur um vier Stimmen verloren hatte.Rechtsanwalt Thomas Krankl vertritt Dinko Jukic und den Salzburger Landesverband. Seiner Aussage nach müsse der OSV mit einer Prozesswelle rechnen.
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