Meinung/Kolumnen/Worklife

Worklife: Wir Crackberrys

Neulich, bei einer Diskussionsrunde von Wissenschaftlern: 20 Minuten nach Beginn zückt die Mehrzahl der hundertfünfzig Zuhörer das Smartphone und checkt eMails, schreibt SMS, recherchiert im Internet oder tut sonst was, nur nicht zuhören.

Andere Veranstaltung, ähnliche Szene: ein privates Konzert, Dauer: 50 Minuten. Die meisten Gäste legen das Smartphone gar nicht erst ab, blicken minütlich aufs Display, machen zwischendurch Fotos von der Operndiva, posten, twittern.  – Schöne neue Online-Welt  oder komplett ferngesteuerte Crackberrys (Blackberry-Süchtige), die ihr Gerät vor der Dusche ablegen und während des Abtrocknens wieder in der Hand haben?

Vielfach wird heute eine Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit gelebt, deren Folgen erschreckend sind. Wir sind umgeben von unkonzentrierten Kollegen, die keinem Meeting mehr folgen können. Von Vätern, die auf dem Spielplatz e-mailen. Von nervösen, völlig abwesenden Freunden. Die noch dazu glauben: Dieses Verhalten sei notwendig, es bestätige ihre Wichtigkeit und mache sie zum besten, weil immer verfügbaren Mitarbeiter.

Dabei zeigt es nur den falschen Umgang mit einem neuen Spielzeug. Es zeigt die Abhängigkeit. Und dass Privatheit keinen Stellenwert mehr hat.