Wo und wie gearbeitet wird, bestimmen wir
Von Sandra Baierl
Und wo werden Ihre Kinder einmal arbeiten und unter welchen Bedingungen?
über zwei konträre Wirtschaftswelten
Die Handelswelt spaltet sich in zwei Lager: Da gibt es weltweit agierende Konzerne, die in asiatischen Fabriken produzieren, kostengünstig, massenhaft. Und riesige Logistiker wie Amazon, die einzig auf den Faktor ,billig‘ setzen, ihre Lagerarbeiter mit niedrigen Löhnen abfertigen und Arbeitsbedingungen bieten, die hart an der Grenze zur Ausbeutung stehen. Die Hintergründe für die Niedrigstpreise sind dem durchschnittlichen Konsumenten meist egal – es wird bestellt.
Auf der anderen Seite überraschen einzelne Andersdenker, meist Kleinbetriebe oder Mittelständler, die aus diesem Wirtschaftstrend ausscheren und menschenfreundliche Werte nicht so einfach über Bord werfen – Wettbewerb hin oder her. Das sind Persönlichkeiten wie dm-Gründer Werner Götz, der mit ganzheitlicher unternehmerischer Denke agiert, seine Mitarbeiter gut behandelt und träumerisch ein Grundeinkommen fordert (dem ehemaligen, heute insolventen Konkurrenten Schlecker warf Werner „krankhaften Geiz“ und ein „rigoroses Kontrollsystem“ der Mitarbeiter vor). Oder Marmeladenmacher Hans Staud, der einen Auftrag auch gerne ablehnt, weil er kein Preisdumping betreiben will. Oder Schuhproduzent Heini Staudinger, der sich Steuertricks ausdenkt, um den Alleinerzieherinnen in seinem Betrieb einen Gehaltsbonus steuerfrei auszahlen zu können.
Der Kunde spielt mit
Zu denken gibt in diesem Zusammenhang die Geschichte eines Verkäufers im Sportartikelgeschäft. Kunden würden kommen, probieren, sich beraten lassen. Um dann das Mobiltelefon zu zücken und zu zeigen, dass der Skischuh im Internet billiger zu kriegen ist. Worauf der Verkäufer nicht mehr sagen kann als: „Und wo werden Ihre Kinder einmal arbeiten und unter welchen Bedingungen?“
In diesem Sinn: Fröhliches Weihnachtsshopping. Vielleicht ja im Geschäft nebenan.