Die Ys machen sich ihre Welt
Von Sandra Baierl
Die Ypsilons sind die erste Generation, die weniger haben wird als ihre Eltern.
über die Jungen und wie sie leben (müssen)
Die Befunde über die Generation Y sind trist. Planlos, visionslos, ohne langfristige Ziele sollen sie sein. Aufgewachsen im Überfluss, behütet und versorgt, sind die jungen Ys heute eine Generation, "die völlig im Unklaren gelassen wird, ob man sie überhaupt braucht" (sagt Jugendforscher Hurrelmann). Man hat sie in Ausbildungen getrieben – nach dem Studium wartet trotzdem kein Job auf sie. Der Arbeitsmarkt und die Firmen können ihnen nichts bieten: Gute Jobs sind rar, Firmen bauen Personal ab, statt zu rekrutieren, Einstiegsverträge sind schlecht, die Gehälter für die Jungen traurig niedrig. Durch Arbeit kann man heute nicht mehr reich werden (sagt Wirtschaftswissenschafter Picketty) – viel weniger noch: ein Leben aufbauen im Stil der Eltern und Großeltern, Besitz anhäufen, Haus bauen – das geht sich finanziell alles nicht mehr aus. Die Generation Y ist die erste, die weniger haben wird als ihre Eltern.
Gelassen in die Zukunft
Und die Jungen? Sie nehmen es gelassen. Eigentum bedeutet ihnen nichts. Große Karrieren sind ihnen nicht wichtig. Sie sorgen sich nicht und sorgen auch nicht vor. Eine radikale Lebenseinstellung mit großen Effekten: Den Firmen gehen die Mitarbeiter aus, weil Konzernkarrieren für die Ys nicht mehr attraktiv sind. Kunden gehen verloren, weil der Besitz von Auto oder Haus oder der Abschluss einer Pensionsversicherung kein Thema mehr ist – und finanziell ohnehin nicht möglich.
Wem die Visionen und Chancen genommen werden, der lebt lieber von einem Tag auf den anderen. Ohne Ansprüche, aber mit viel kleinem Spaß am Leben. Das mag kurzsichtig sein, ist aber die einzig logische Antwort: Die Jungen gründen Start-ups, sharen statt zu besitzen, geben sich mit wenig zufrieden, leben von ihren Eltern, so lange das noch geht. Die Generation Y macht sich ihre eigene Welt – heute, morgen und sicher auch übermorgen.