Wirtschaft von innen: Abfahrtsrennen mit Hindernissen
Von Andrea Hodoschek
Bisher bewies die notverstaatlichte Hypo Alpe-Adria nicht immer ein gutes Händchen beim Verkauf von Beteiligungen. Die Käufersuche für das Schlosshotel Velden geriet zum Pannenlauf. Die erste Ausschreibung abgebrochen, im zweiten Durchgang dem Italiener Ugo Barchiesi aufgesessen, der nicht zahlte. Im August brachte Hypo-Chef Gottwald Kranebitter die defizitäre Nobelhütte am Wörthersee dann doch an den Milliardär Karl Wlaschek , der schon in der ersten Runde mitgeboten hatte. Am 29. November läuft die Angebotsfrist für den Verkauf des knapp 30-prozentigen Anteils der Bank an der Bergbahnen Nassfeld Pramollo AG ab. Dieser Deal könnte zum nächsten Hindernislauf werden. Für die Beteiligten steht viel auf dem Spiel. Kärntens größtes Ski-Eldorado zählt zu den Top-Ten Skigebieten Österreichs. 30 moderne Seilbahnen und Liftanlagen, darunter die längste Kabinenbahn der Alpen, 110 Abfahrtskilometer - da geht's nicht nur um eine imposante Ski-Arena. Eine Million Nächtigungen bringt das Pisten-Eldorado der umliegenden Hotellerie im Jahr, in Summe hängen mehr als 1000 Arbeitsplätze in der sonst strukturschwachen Region vom Nassfeld ab. Die Hypo hat den klaren Auftrag der Republik, ihre Beteiligungen zu Geld zu machen. Die Kärntner Skandalbank kommt die Steuerzahler teuer genug. Mit 1,5 Milliarden vom Bund vor der Pleite gerettet, dürfte die ehemalige Hausbank des verstorbenen Kärntner Landeschefs Jörg Haider bis März 2012 nochmals dieselbe Summe brauchen. Nicht zu vergessen die 19 Milliarden Euro an Haftungen. Seltsam nur, warum Kranebitter noch im Jänner 2011 mittelfristig einen Verkauf der Nassfeld-Beteiligung ausschloss und selbst in den Aufsichtsrat ging. Im Mai wurde ein erster Versuchsballon gestartet, potenzielle Käufer erhielten ein Briefchen, sie mögen sich innerhalb von 14 Tagen bewerben. "Völlig absurd, man kann so ein Angebot doch nicht in zwei Wochen erstellen", wundert sich ein damals Kontaktierter. Nun wurde EU-konform ausgeschrieben. Im Hintergrund sind die Messer schon scharf geschliffen. Ein Drittel der Bergbahnen AG hält die Tourismusholding (KTH) des Landes Kärnten, knapp vier Prozent die Grazer Wechselseitige Versicherung, den Rest teilen sich regionale private Aktionäre. Die beiden größten, die Nassfeld-Pioniere Arnold Pucher und Klaus Herzog , wehren sich vehement gegen den Einstieg eines Mitbewerbers. Der steht in Gestalt des mächtigen Zillertaler Seilbahn-Kaisers Heinz Schultz , dessen Schultz-Gruppe zuletzt groß in Osttirol investierte und auch den Mölltaler Gletscher betreibt, bereits an der Talstation. Schwester Martha Schultz ist Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Österreich. Für die Hypo wird's kompliziert. Bei den Aktien der Bergbahnen AG handelt es sich um vinkulierte Namensaktien und ohne Zustimmung von 75 Prozent kann kein Eigentümer verkaufen. Die Bank glaubt, eine kreative Lösung gefunden zu haben. Nicht die Aktien werden versilbert, sondern die Hypo Vermögensverwaltung GmbH, in der nur noch die Nassfeld-Anteile lagern. Mit im Paket ist ein 2,3 Hektar großes Grundstück, hervorragend geeignet für ein Hotel oder Appartements. Sollte man das Match gegen die finanzstarke Tiroler Liftdynastie nicht gewinnen, wird man sich zu wehren wissen, tönt es kampflustig aus dem Gailtal. Dann werde man die Konstruktion juristisch als "Umgehungsgeschäft" anfechten. Durchaus eine Möglichkeit, die Konkurrenz zu verschrecken. Wer investiert schon in ein Geschäft, über dem das Risiko eines jahrelangen Rechtsstreits schwebt. "Die Hypo hat bis heute nicht mit uns gesprochen. Wir haben das Nassfeld aufgebaut, viel investiert und nie eine Dividende herausgenommen. Uns geht es nicht um Spekulation, sondern um die gesamte Region", macht Herzog Stimmung gegen Newcomer. "Wir führen einen absolut transparenten Verkaufsprozess, da gibt es keine Diskriminierung. Jeder kann mitbieten", beteuert Hypo-Sprecher Dominik Köfner . Der Preis für die Bank-Anteile, der auf fünf bis sieben Millionen Euro geschätzt wird, ist nicht alleine ausschlaggebend. In den nächsten Jahren muss am Nassfeld, das zwar Gewinne abwirft, aber bei der Hypo mit rund 19 Millionen Euro verschuldet ist, viel investiert werden. "Die Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen. Daher ist es zweckmäßig, dass die Tourismus-Holding weiter Miteigentümer bleibt. Nicht auf ewig, aber wir wollen die Erschließung auf der italienischen Seite mit begleiten", hält KTH-Chef Reinhard Zechner , auch Aufsichtsratschef der Bergbahn AG, einen vorläufigen Verbleib des Landes für sinnvoll. Er hofft auf eine gütliche Einigung, "denn für ein Unternehmen ist es nie gut, wenn unter den Eigentümern gestritten wird". Die Hypo und das Land kamen vor knapp zehn Jahren zu ihrer Beteiligung, als die Bergbahnen AG dringend saniert werden musste. Man hatte sich mit dem Bau der Talbahn übernommen, das Land machte mehr als sieben Millionen Euro Förderungen locker. Ex-Hypo-Chef Tilo Berlin setzte 2009 für die Bank übrigens Franz Klammer in den Bergbahnen-Aufsichtsrat. Dessen Qualifikation für dieses Gremium? Kärntner Skilegende.