Wie Andrea Kdolsky ausgetrickst wurde
Von Andrea Hodoschek
Fachlich qualifizierte, 50-jährige Managerin zog gegen 70-Jährigen Ex-Funktionär den Kürzeren
über Postenvergabe
Beim Anteil von Frauen in Aufsichtsräten rangiert Österreich in der EU auf dem blamablen viertletzten Platz. Das kommt nicht von ungefähr. Anschauungsunterricht, wie eine fachlich qualifizierte, 50-jährige Managerin gegen einen 70-Jährigen Ex-Funktionär den Kürzeren zog, liefert der Senat der Medizinischen Uni Wien.
Dort mussten mit Jahresbeginn 2013 zwei Sitze im Universitätsrat, quasi dem Aufsichtsrat, neu besetzt werden. Der ehemalige Wirtschaftsprüfer, liberale Politiker und Miteigentümer der Staatsdruckerei, Johannes Strohmayer, sowie der Medienmanager Rudi Klausnitzer verabschiedeten sich.
Andrea Kdolsky, Ex-VP-Gesundheitsministerin, sah ihre Chance. Neben den wirtschaftlichen und organisationstechnischen Themen könne sie auch in den Bereichen Forschungsförderung und Internationalität Expertisen zur Verfügung stellen, argumentierte Kdolsky in ihrer Bewerbung an den Senat.
Als Kurzzeit-Ministerin agierte die 50-Jährige zwar glücklos und polarisierte stark, als Managerin jedoch wird der ehemaligen Anästhesie-Oberärztin in der Gesundheitsbranche eine erstklassige Qualifikation attestiert. Sie kann eine fundierte Ausbildung in Krankenhausmanagement und Gesundheitsökonomie sowie Auslandsaufenthalte vorweisen. Die Med-Uni kennt Kdolsky aus ihrer Zeit als Assistentenvertreterin. Seit dem Abgang als Ministerin leitet sie beim Österreich-Ableger des internationalen Beraters PwC Österreich den gesamten Gesundheitsbereich.
Das knapp gehaltene Absage-Schreiben des Senatsvorsitzenden Arnold Pollak, Vorstand der Kinderklinik, erhielt Kdolsky erst drei Wochen nach der Entscheidung. Den Posten hatte der 70-Jährige Walter Dorner, der im Vorjahr als Chef der Ärztekammer abgetreten war, bekommen. Die Krankenhaus-Erfahrung des obersten Vertreters der heimischen Ärzteschaft beschränkt sich ausschließlich auf das Heeresspital.
Kdolsky empört sich über einen „schweren Affront. Ich wurde nicht einmal zu einem Hearing eingeladen. Man hat mir keine Gelegenheit gegeben, meine Qualifikation vor dem Senat zu präsentieren“. Sie sei politisch zu sehr punziert, wurde ihr inoffiziell gesteckt. „Nur weil ich ein Jahr und elf Monate in der Politik war, kann ich doch nicht den Rest meines Lebens dafür abgestraft werden. Ich will keine Berufspolitikerin sein.“ Und sie kritisiert außerdem, dass im Uni-Rat „eigentlich niemand mehr mit wirtschaftlichem und finanztechnischem Background sitzt“. Pollak berief sich gegenüber dem KURIER auf seine Verschwiegenheitspflicht: „Ich kann leider nichts sagen.“