AMS: Schlammschlacht und die gläserne Decke
Von Andrea Hodoschek
Wie verhindert man eine qualifizierte Frau, die politisch nicht "zuverlässig" im Sinne von willfährig sein könnte? Durch gezielte Desavouierung und Zermürbungstaktik. Wie es derzeit rund um die Neubesetzung des Chefpostens für das Arbeitsmarktservice ( AMS) Wien passiert.
Mit 30. Juni laufen die Verträge aller Geschäftsführer des Bundes- und der Länder-AMS aus. Während die Verlängerung der zwei Bundes-Chefs Herbert Buchinger, SP, und Johannes Kopf, VP, fix ist, tobt um das wichtige Wiener AMS eine heftige Schlammschlacht. Die bisherige Leiterin Claudia Finster geht in Pension. Ihre langjährige Stellvertreterin Inge Friehs, der gute Arbeit attestiert wird, hat sich um die Nachfolge beworben. Ebenso wie Gernot Mitter, Abteilungsleiter für Arbeitsmarkt und Integration in der Wiener Arbeiterkammer, und Petra Draxl vom Sozialministerium.
Das Match aber spielt sich zwischen Friehs und Mitter ab. Im Hintergrund geht es um den Einfluss der Stadt Wien auf das AMS. Das Rathaus leistet sich den hoch dotierten Wiener ArbeitnehmerInnenförderungsfonds WAFF. Eine Doppelgleisigkeit, die vom Rechnungshof kritisiert wurde. "Die Stadt Wien will mehr Einfluss auf das AMS und hofft, sich mit dem Kandidaten der Wiener Arbeiterkammer leichter zu tun als mit Friehs", ist aus dem von Sozialministerium und Sozialpartnern besetzten AMS-Verwaltungsrat zu hören. Der entscheidet über die Chefjobs.
Obwohl Friehs, die aus der Metallergewerkschaft kommt, beim Hearing am besten abgeschnitten haben soll, wird die Entscheidung weiter verzögert. Der Verwaltungsrat wird heute, Dienstag, einen Personalberater beauftragen, die Kandidaten zu testen. "Seit Wochen wird herumlaviert, jetzt holt man sich als Deckmäntelchen noch einen Personalberater", kritisiert der Grüne Sozialsprecher Karl Öllinger.
Er spricht von der "Einzementierung der gläsernen Decke". Denn bald könnte es österreichweit statt derzeit drei nur noch eine AMS-Geschäftsführerin geben. Fix ist nämlich nur die Verlängerung von Birgit Gerstorfer in OÖ.
Der Personalberater soll auch die burgenländische AMS-Chefin Helene Sengstbratl abprüfen. Die während der schwarz-blauen Koalition installierte Managerin hat sich zwar hervorragend bewährt. Ist aber unerheblich, wenn sie SP, AK und Gewerkschaft politisch nicht passt. Sengstbratl wurde öffentlich von den Roten verbal abgewatscht, als sie anlässlich der Öffnung des Arbeitsmarktes bei einer EU-Veranstaltung an der ungarischen Grenze eine symbolische Beschäftigungsbewilligung übergab.