Der Bundestheaterskandal: Versilbern und vertuschen
Von Thomas Trenkler
Der Bundestheaterskandal ist noch lange nicht aufgearbeitet.
über den Bundestheaterskandal
Der Bundestheaterskandal ist noch lange nicht aufgearbeitet. Wolfgang Zinggl, Kultursprecher der Grünen, und seine Kollegin Beate Meinl-Reisinger von den Neos beißen sich die Zähne aus: Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) weigert sich nach wie vor, dem kleinen Untersuchungsausschuss die Aufsichtsratsprotokolle zur Verfügung zu stellen. Zudem wurde der Wirtschaftsprüfer Martin Wagner (KPMG), der Erhellendes zu berichten wüsste, nicht von der Verschwiegenheitspflicht entbunden. Dieter Brosz (Grüne) mutmaßt daher, dass da „etwas vertuscht“ werden solle.
Auf völliges Unverständnis stößt derweilen bei den Bundestheatern die Entscheidung von Ostermayer, die Holding zu stärken. Schließlich sei es doch die „Mutter“ gewesen, die alles „verbockt“ habe: Sie hätte viel zu lange dem verschwenderischen Treiben von Matthias Hartmann zugeschaut.
Ostermayer feuerte den Burgtheaterdirektor, der nach wie vor keine Mitschuld am Finanzdesaster eingestehen will, am 11. März 2014. In der Folge beauftragte er die Integrated Consulting Group (ICG) mit einer Empfehlung für die künftige Struktur der Bundestheater. Dass sie nicht für eine Abschaffung der „Mutter“, sondern für eine „strategische Managementholding“ plädiert, war klar: Das Beratungsunternehmen hatte an der Ausgliederung 1999 mitgearbeitet. Und auf der Homepage prahlte ICG: „Die Organisation der Bundestheater gilt europaweit als Vorbild für Kulturholdings.“
Auf Basis der ICG-Empfehlung wird nun das Organisationsgesetz novelliert. Der Entwurf sehe vor, dass die Holding über die Verteilung der Basisabgeltung entscheidet. Einst, nach der Ausgliederung, gab es einen fixen Verteilungsschlüssel: Burgtheater, Staats- und Volksoper wussten, woran sie waren. In Zukunft, so befürchtet man, könne die Holding die Mittel eines Hauses zum Stopfen der Finanzlöcher anderer Theater verwenden. Die Bühnen würden sich die Sache lieber untereinander ausmachen.
Die Novelle soll noch vor dem Sommer beschlossen werden. Gleich danach schreibt Ostermayer die Leitung der Holding aus. Wer könnte auf Günter Rhomberg, den interimistischen Chef bis Jahresende, folgen? Böse Zungen behaupten, der Bundeskanzler habe den Job bereits Andreas Mailath-Pokorny ( SPÖ) versprochen. Schließlich wird am 11. Oktober in Wien gewählt – und Mailath-Pokorny habe nur geringe Chancen, noch einmal Kulturstadtrat zu werden. Gerüchteweise wird auch Susanne Moser, die Geschäftsführerin der Komischen Oper in Berlin, genannt. Sie sitzt in den Aufsichtsräten der Bundestheater und verfügt über viel Know-how.
Intern spricht man sich für Josef Kirchberger aus, der als Geschäftsführer der Servicegesellschaft für die Immobilien zuständig ist. Er weigerte sich, das „Familiensilber“, den Hanuschhof, in Bausch und Bogen zu verscherbeln: Allein der Verkauf des Gebäudes im Innenhof sowie dreier Wohnungen bringt 38 Millionen Euro. Damit kommt der Konzern bis ins Jahr 2016. Weitere Verkäufe sollten nicht notwendig sein.