Unsportlich
Die Reaktionen auf das Ministerende von Darabos waren ein Beweis mehr für den geringen Stellenwert des Sports.
über den Wechsel im Sportministerium
Geh in die Knie, Burgenlandler", rief Ski-Präsident Peter Schröcksnadel dem Minister Norbert Darabos zu. Das war vor zwei Jahren beim gemeinsamen Ski-Lauf und nicht bös’ gemeint.
Jetzt hat der (politisch) schwarze Tiroler Alpen-Zampano, der mit dem roten Darabos nach anfänglicher Skepsis harmonierte (Dopinggesetz), wieder einmal mit einer neuen obersten Ansprechstation im Sport zu rechnen. Es wird bereits die 17. in Schröcksnadels 23-jähriger Ära als ÖSV-Präsident sein.
17 verschiedene Entscheidungsträger! So oft wurde seit 1990 das Ressort Sport zwischen Kanzlern, Unterrichtsministern, Staatssekretären in verschiedenen Gremien wie ein deformierter Fußball hin- und hergetreten.
Die Reaktionen auf das Ministerende von Darabos waren ein Beweis mehr für den geringen Stellenwert des Sports.
Das Nachfolge-Thema im Verteidigungsressort plus die SP-Personalrochaden dominierten die ganzseitigen Berichte. Das Wort Sport hingegen kam, obwohl Darabos auch Sportminister gewesen war, in den ersten zwei Tagen nach dessen Abgang, wenn überhaupt, erst im letzten Absatz vor.
Obwohl Österreich fast schon den Europarekord an übergewichtigen Jugendlichen (28 Prozent) hält;
obwohl sich alle Nationalratsabgeordneten der Forderung nach der täglichen Turnstunde anschlossen;
obwohl Wien das Volk über eine Bewerbung für Sommer-Olympia abstimmen lässt.
In Wahrheit sind Happel-Stadion (desolate Laufbahn) und Stadthallenbad (kaputtes Becken) nicht einmal mehr geeignet für nationale Meisterschaften in den Elementarsportarten. Und in Wahrheit dient Sport so manchem Medienkollegen nur noch dazu, um sich über ihn lustig zu machen.
In Deutschland, Skandinavien, Spanien usw. gilt Sport als die wichtigste Nebensache der Welt. Hierzulande ist er – einige Skiwochen mit übertriebener Heldenverehrung ausgenommen – Nebensache. Auch deshalb gehen Österreichs Sommersportler im internationalen Vergleich immer mehr in die Knie.