Tagebuch: Respektlos
Von Jonas Müller
Obwohl Hans Krankl und Herbert Prohaska für eine nationale Lösung plädieren - Teamchef wird wohl zum 6. Mal seit 1945, seit Bela Guttmann, Leopold Stastny, Branko Elsner, Otto Baric und Karel Brückner ein Nicht-Österreicher werden. Ein Mitgrund: Von heimischen Promis sind deren Eigenarten bekannt. An jenen eines Ausländers stößt man sich immer erst, wenn er in Österreich arbeitet. Als Maß aller Trainer-Dinge gilt Spanien, wohin sich mehrmals klammheimlich sogar Joachim Löw auf Bildungsreise begab. Weltmeister plus U-21- und U-19-Europameister! Trotzdem wären Matadore a la Ex-Real-Star Michel oder U-21-Goldschmied Luis Milla, wie Austrias einstiger Tormannheld und späterer Spanien-Profi Hubert Baumgartner weiß, für ein Österreich-Abenteuer zu haben.Präsident Leo Windtner aber hat sich festgelegt: Der Neue muss Deutsch beherrschen. Nur wird auch so einem, sofern es sich nicht um den hierzulande durch Kuriosa abgehärteten Sturm-Meistermacher Franco Foda handelt, einiges spanisch vorkommen, ... ... wenn Dietmar Constantini zu gehen und trotzdem noch zwei Länderspiele zu coachen hat; ... wenn sich Paul Scharner als Spielertrainer anbietet; ... oder wenn ZiB-2-Moderator Armin Wolf den ÖFB-Präsidenten fragt, ob es nicht klüger wäre, auf die nächste Qualifikation freiwillig zu verzichten. Obwohl jeder, der sich ein bissel für Sport interessiert, weiß, dass eine Mannschaft nur durch internationale Vergleiche stärker werden kann. Fußball dient nur noch dem Spott. Darunter litt und leidet der zugegeben dünnhäutig gewordene Constantini. Er hat die Qualifikation vergeigt, doch keine silbernen Löffel gestohlen. Trotzdem wird er in Online-Postings und Krawall-Blattln mit Worten wie ein Verbrecher an den Pranger gestellt. Wie unserem Kick fehlt auch so manchen, die über ihn urteilen, das Niveau.