Tagebuch: Nachrufe
Manfred Zsak weg, Franz Wohlfahrt weg.Schon bei der Bestellung von Marcel Koller, vor allem aber nach der Aufwertung von Sportdirektor Willibald Ruttensteiner, schien klar, dass auch Dietmar Constantinis Trainer-Assistenten beim A-Team nicht überleben würden. Wobei "überleben" zu Allerseelen nicht sehr passend klingt. Auch ein verpatztes Länderspiel ist eine kleine Tragödie - zu einer tatsächlichen kam es beim ÖFB am 6. April. Als das Leben des fleißigsten Trainers auf einem Südbahngleis endete. Noch am Vorabend hatte sich Ernst Weber nicht nur über Fehlpfiffe einer kasachischen Schiedsrichterin bei einem Damen-Quali-Spiel geärgert, sondern mir in Telefonaten sein Leid über Ungerechtigkeiten geklagt. Wenn es galt, Nachwuchserfolge gut zu verkaufen oder bei Empfängen in die Kamera zu lächeln, dann fühlte sich Weber von Sportdirektor Ruttensteiner übergangen. Tatsache ist, dass sich die unbedankte Arbeit des Idealisten Weber, der zugleich für Damen-Nationalteam, U19 plus männliche Nachwuchsauswahlen verantwortlich und trotzdem für unentgeltliche Showtrainings in Schulen stets zu haben war, mittlerweile drei Personen teilen. Anlässlich des Salzburger Europa-League-Gastspiels von Athletic Bilbao werden Erinnerungen an einen anderen - ebenfalls viel zu früh (an Krebs) gestorbenen - hochanständigen Trainer wach. Helmut Senekowitsch, nach dem in Wien 22 kürzlich eine Straße benannt wurde, hatte im Anschluss an seine Teamchef-Ära (Höhepunkt war der 3:2-Sieg von Córdoba) die Basken trainiert. Nur Walter Skocik kam später noch in der Primera División (Las Palmas) unter. Senekowitsch war der vorletzte Österreicher, der Spanier trainieren durfte. Und der seit 1978 bis heute Letzte von 15 Teamchefs, der - abgesehen von Ernst Happel - den Fußballverband ohne Frust und üble Nachred' verließ.Marcel Koller werden die Schicksale seiner Vorgänger kalt lassen. Und dass sich die freundlichsten Schulterklopfer nach der ersten Niederlage zu den übelsten Kritikern verwandeln werden - davor braucht den Schweizer nach bewegten fünf Jahren in der Deutschen Bundesliga keiner zu warnen. Marcel Koller kennt das harte Geschäft.
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