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Ein Date, das zusammenschweißt

Wenn ich in dem Moment eines vermeiden möchte, dann, dass mich jetzt mein Traummann anspricht.

Anna-Maria Bauer
über Fitness-Speeddating

Wenn ich zum Training ins Fitnessstudio gehe, ist mein Kopf nach zehn Minuten auf dem Stepper bereits knallrot, meine Haare kleben an der Stirn und das T-Shirt am Rücken. Wenn ich in dem Moment eines vermeiden möchte, dann, dass mich gerade jetzt mein Traummann anspricht.

Aber es gibt offensichtlich Menschen, die das ganz anders sehen. Denn die neue Wiener Speeddating-Plattform "Vielleicht Liebe" bietet auch ein Kennenlern-Event im Fitnessstudio an. Während man in die Pedale tritt oder die Hantel zur Brust nimmt, kann man sein Gegenüber ausfragen. Sieben Minuten lang. Danach kommt der nächste. Zehn potenzielle Partner stehen zur Auswahl. Das bedeutet zehn Mal sieben Minuten Kennenlernzeit, ergo siebzig Minuten Work-out. Wer einem gefallen hat, bei dessen Namen kann man abschließend ein Kreuzerl machen.

Kehren die Wiener nach dem Hype um die Dating-App Tinder vielleicht wieder zur analogen Partnersuche zurück? Absolviert man lieber einen Datingmarathon, der zusammenschweißt, anstatt am Smartphone unzählige Profilfotos zu durchforsten? Frei nach dem Motto "Wisch und weg" . Weil die unendliche Weite der digitalen Datingwelt gar nicht so angenehm ist?

Beim Speeddating bekommt man entweder zum Fitnessgerät oder – bei der klassischen Variante – einfach zum Getränk zehn Männer serviert. Und muss nicht überlegen, ob das nächste Online-Profil den idealen Mann zeigt. Oder das nächste. Oder das danach.

Okay, vielleicht könnte das Fitness-Speeddating doch etwas für mich sein: Denn selbst wenn kein interessanter Typ dabei gewesen sein sollte – zumindest war ich eine gute Stunde trainieren. Und: Ich kann nicht peinlich rot anlaufen, wenn ich bei einem Gesprächspartner besonders nervös werde, weil ich doch sowieso schon knallrot im Gesicht bin.

Schade eigentlich, dass dieses Event nur für die Generation 40+ angeboten wird.