Allein gegen die Küchengeräte-Mafia
Von Stefan Sigwarth
Hätte ich doch damals nur ein Ingenieursstudium begonnen statt Blödheiten wie Jus und Volkswirtschaft
über Mikrowellen in den USA
Tag zwei in West Vail, am Placid Drive, wo sich die KURIERe Ihres Vertrauens von den Mühen eines dank acht Stunden Zeitverschiebung beinahe doppelten Arbeitstages erholen – und Teile davon auch dort werken, gilt es doch, Zeitung und kurier.at für den nächsten und den übernächsten Tag zu füllen. Das führt zu Verwirrungen, klar:
"Wann ist jetzt die Eröffnung?" – "Am Montagabend." – "Ah, übermorgen. Also Zeitungsmorgen. Und Internet-übermorgen. Also machen wir das für Mittwoch." – "Ja."
So geht das hin und her, zuweilen droht man den Überblick zu verlieren, und weil der Jetlag noch nicht ganz verwunden ist, wirkt eine Tasse Kaffee Wunder.
Ist ja nur eine Filtermaschine, kein Problem, die Uhr am Gerät aber blinkt, und die Maschine weigert sich beharrlich, auch nur einen Muckser zu machen, ehe nicht eine Zeit eingestellt ist. Endlich rinnt die dunkle Brühe.
Nun noch ein wenig warme Milch dazu, aber ach, der Gasherd – hätte ich doch damals nur ein Ingenieursstudium begonnen statt Blödheiten wie Jus und Volkswirtschaft. 30 Tasten, ein digitales Display, dazu vier Drehknöpfe, das alles morgens um 7.14 Uhr, das lassen wir dann doch lieber.
Die Alternative heißt Mikrowelle, und was kann daran schon schwierig sein?
Alles. Dazu sei gesagt: 40 Tasten hat das Wunderwerk der Technik. Gefrorenes Gemüse ist die Milch nicht, auch kein Popcorn, kein Reis, kein Geflügel, und auch kein Help.
Hilfe wäre in der Tat nötig.
Breakfast Items, ja, es soll eine warme Milch zum Frühstückskaffee werden. Taste drücken, das Display zeigt: "Rührei. Anzahl eingeben." Weiters im Angebot: Speck, Gebäck wärmen, warme Frühstücksflocken – und gefrorene Frühstückssachen. Und Milch?
Schließlich, ein Akt der Verzweiflung: "Plus 1 Min." steht auf einer Taste links unten – und siehe da, das Gerät brummt.
Eine Minute später hat die Milch zwar eine Haut bekommen, aber sie ist warm.
Es kann nur besser werden.