Meinung/Kolumnen/sex in der freizeit

Kopie von Pane francese?!

Es geschah im Dampfbad eines kleinen Wellness-Hotels, irgendwann in den späten 1990ern. Ich saß solo inmitten eines Nebels, der nach Wick Vaporub roch, und hörte unfreiwillig, wie ein paar von Schnapsaufgüssen überhitzte Herren in der Sauna nebenan über die ordnungsgemäße Beschaffenheit des männlichen Geschlechtsteils schwadronierten. Irgendeiner gab schließlich die italienische Legende von seinem begnadeten Glied zum Besten, das er in dem Kontext großzügig mit „Pane francese“ betitelte. Und das die Frauen angeblich reihenweise staunend und dankbar in die Knie zwang. Ich weiß nicht, warum ich mich noch heute ziemlich detailreich an den schwülen Smalltalk erinnern kann, ich weiß nur, dass ich daraufhin ein Selbstgespräch führte. Während der Dampf blies, sprach ich ein „Bist du deppert“ in die Nebelwand, danach nahm ich eine kühle Dusche. Seitdem sind viele Jahre vergangen und man würde vermuten, dass sich Dinge zumindest einen Hauch geändert hätten. Dass Parameter wie männliche Penislänge und weibliche Brustgröße in der Werteskala weit abgeschlagen liegen – hinter Herz, Hirn, Bauch. Weil der aufrecht gehende Mensch neuerdings entdeckt hat, dass diese Werte mehr Gewicht in die Waagschalen des Lebens und Liebens bringen. Nun, dazu brauche ich nicht viel zu sagen – außer: a bisserl naiv, gnä Frau. Mehr denn je zählen Äußerlichkeiten – hätte sich damals im Dampfbad eine kleine Fee zu mir gesellt und mir erzählt, dass Frauen sich die Schamlippen verkleinern und ihre Vagina auf jung trimmen lassen – ich hätte sie in die Sauna nebenan geschickt. Doch zurück zu ihm, dem Penisträger. Der sorgt sich nämlich – mehr denn je. Es ist ein Riesenthema, wie dick, wie lang, wie gebogen und vor allem wie schön so ein männliches Geschlechtsteil ist. Gerade junge Männer und Burschen sind mit ihrem Penis unzufrieden – anscheinend so sehr, dass „Bravo“-Online anhand eines Formats namens „Die neue Penis-Galerie“ (powered by Dr. Sommer, eh klar) zeigt, dass „Penis und Hoden bei jedem Jungen anders aussehen“. Man beruhigt: Alles sei okay, es gibt kein zu klein, zu krumm, zu dünn. Alles trügerische und dumme Selbstbilder. Umso interessanter wäre daher, was die Frauen – als indirekt „Betroffene“ – zu diesem Thema so zu sagen haben. Genau dazu wurde nun eine Studie gemacht. Wissenschaftler befragten 105 Frauen, was einen schönen Penis ausmacht. Männer – tata! – aufgepasst: Wie euer Penis ausschaut, ist den meisten Damen ziemlich wurscht. Die Studiendetails: Teilnehmerinnen zwischen 16 und 45 Jahren bekamen Bilder von 20 männlichen Genitalien vorgelegt. Auf einem Fragebogen mussten sie angeben, was für sie genau einen ästhetischen Penis ausmacht. – Einschub: Ästhetischer Penis! Alleine diese Wortkombi lässt an statuettenähnliche Adonisse denken, die sich stundenlang ihrer Fell- und Schwanzpflege widmen. – Am wichtigsten war den Frauen das generelle Erscheinungsbild, gefolgt von der Beschaffenheit des Schamhaares. Auf Platz drei lagen der Penisumfang und die Optik der Haut. Die Form der Eichel rangierte auf Platz fünf, gefolgt von der Optik der Hoden. Absolutes Schlusslicht des „So muss Penis“-Rankings: die Länge. Gut so – weil vor allem zählt, was „er“ kann.

gabriele.kuhn@kurier.at

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