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Sex: Happy Sex-Mas

Es kann sehr heikel werden, das Fest der Liebe mit einer Prise Erotik zu versehen.

Gabriele Kuhn
über Happy Sex-Mas

Es weihnachtet – auch im Postfach einer Sex-kolumnistin. Spätestens ab Ende Oktober flattern allerlei „Sexy-Christmas“-Geschenktipps in den Mail-Account. Vom lautlosen Wisper-Vibrator mit 12-Lust-Stufen-Regulation bis zur Fifty-Shades-of-Grey-inspirierten Unterwäsche in Dunkelschwarz. Und auch so manche Leseranfrage wird an die Auskennerin gesendet – etwa: „Ich würde meiner Frau gerne Latex-Unterwäsche kaufen, bin aber unsicher, ob in Rot oder Schwarz – bitte um Rat.“ Oder: „Welches Sextoy für ,ihn’ würden Sie empfehlen – bitte bald, es wäre schon für Krampus.“

Nun, im Falle 1 rate ich dringend zum Ausschluss einer Latex-Allergie, sonst ermutige ich gerne zum Experiment nach dem Motto „No risk/no fun“, allerdings in der Lieblingsfarbe Schwarz. Im Falle 2 ist selbst bei mir Recherche angesagt, denn so eine schlampige, vorschnelle Empfehlung für eine batteriegesteuerte Plump-Plastikmuschi kann ziemlich schief gehen. In den Tiefen der Erotik-Shopping-Welt findet sich für sein Oh-Tannenbaum aber auch nicht wirklich etwas, das man zum Fest der Liebe ungehemmt schenken kann, ohne in Erklärungsnot zu geraten. „Autoblow2+“ etwa – als „gefühlsechte Erweiterung der besten Blowjob-Maschine überhaupt“ gehandelt – kann vom Beschenkten als Ab- bzw. Ansage verstanden werden, die das Beziehungsglück trübt. Ebenso wie der Eichel-Schmeichler „Cobra Libre II“, ein Simulator mit zwei kraftvollen Motoren. Einzig der vibrierende Penisring mit sechs Stimulationsmodi ist was, das (für beide) geht. Zumal er aussieht wie ein kleines, feines Küchengerät von einem italienischen Stardesigner.

Und dennoch wird daran erkennbar, dass es sehr heikel werden kann, das Fest der Liebe mit einer Prise Erotik zu versehen. Vor einigen Jahren erwähnte ich daher an dieser Stelle, wie blöd es etwa kommen kann, wenn Mutti im Kreise der Lieben mit ihrem neuen Analstimulator herumnestelt und der Ehemann verschmitzt flüstert: „Frohes Fest, mein Schatz“. Wenig später, beim Festschmaus, fuchtelt die Oma mit dem Ding herum, weil sie denkt, es handle sich dabei um „so einen neumodischen Flaschenöffner, den eh keiner braucht“. Akute Erklärungsnot! Nur so: Ich bin ja dringend für eine extra Pärchen-Weihnacht: Mann, Frau, Baum – und nichts als kleine, feine Schweinereien.

Bleibt jetzt nur noch die Frage offen, was heuer tatsächlich an Erwachsenenspielzeug unter den Christbaum darf und soll. Schwer im Trend liegen sogenannte Finger-Vibratoren, mit deren Hilfe man die weibliche Klaviatur entweder selbst bespielt oder aber vom Partner bespielen lässt. Auflegevibratoren sind ebenfalls beliebte, wenngleich nicht gerade günstige Verkaufsschlager. Allen voran – Nomen est Omen – der „Womanizer“. Besser als Glühwein, Orgie und Weihnachtsgansl in einem. Kostenpunkt allerdings, an die 190 Euro. Hightech-Fans setzen hingegen auf das Experiment mit vernetzten Sex-Toys, die per App gesteuert werden. Und Menschen selbst über weite Distanzen hinweg verbindet – über WLAN, nämlich. Wien, Paris, New York – sie kommt. Auf die Niederungen des Alltags umgelegt: Während sie im Hernalser Büro den Jahresabschluss macht, sitzt er daheim und lässt via Knopfdruck sein Pupperl tanzen.

gabriele.kuhn@kurier.at