Frühes Vögeln?
Von Gabriele Kuhn
Der Morgen ist die beste Zeit, um Sex zu haben. Vorausgesetzt es wurden vorher die Zähne geputzt“, wird ein gewisser Thom Yorke zitiert – vor allem bekannt als Sänger der Gruppe Radiohead. Vermutlich ist der Sager schon recht alt und stammt aus seiner Frühzeit. Der gute Mann ist nämlich auch nicht mehr der Jüngste, konkret 47 Jahre alt. Und in dem Alter hat man idealerweise erst um 22.20 Sex – zumindest, wenn es nach dem britischen Forscher Paul Kelley von der Oxford University geht. Der gilt als Experte für „Biorhythmen“ und schaut sich an, was die innere Uhr mit uns Menschen im Laufe eines Lebens anstellt. Er ist überzeugt: Für alles im Leben gibt es einen idealen Zeitpunkt – abhängig von den Jahren. Er sagt: „Die optimale Zeit, Sex zu haben oder zu schlafen, verändert sich genauso wie unser Körper altert.“ Der britischen Tageszeitung „Daily Mail“ verriet er nun diesen „großen Plan“. Und siehe da: Mit vierzig fängt der biorhythmisch optimierte Morgen aus seiner Sicht eher nicht mit einem Orgasmus an, sondern mit Müsli und Spaziergängen. Ballaststoffreiche Nahrung statt Blowjob, Laufen statt Löffelchen. Das frühe Vögeln fängt nicht den Wurm, sondern wird idealerweise in die späten Abendstunden verlagert. Laut Kelley turnt sichs in diesem Alter speziell um 22.20 Uhr fein, weil danach Oxytocin freigesetzt wird – quasi der „Baldrian des Bumsens“. Ein Hormon, das entspannt und sanft ins Träumeland begleitet. Allerdings wage ich an dieser Stelle einen völlig unwissenschaftlichen Einspruch. Mag sein, dass der innere Wecker in diesem Alter eher auf die ruhige Kugel steht – im Sinne eines Feintunings mürbe gewordener Zellen. Aber ganz ehrlich: Wann’s ist, dann ist’s – und dann wird es auch gut sein. Guter Sex, von mir aus auch mit ungeputzten Zähnen, ist idealerweise spontan und hält sich nicht an Filofax und Uhrzeiger. Man wacht auf, dreht sich um, sieht in die Augen des/der anderen, um dann vielleicht loszulegen oder auch nicht. Morgensex ist insoferne auch eine besonders feine Sache, als er aus tiefster Entspannung heraus geschieht, aus Träumen heraus, aus der Wärme des Betts, in die Stille des Schlafzimmers hinein. Morgens ist das Hirn frei von störenden Gedanken. Laut Mister Kelley eignet sich aber nur eine einzige Lebensphase für biorhythmisch korrekten Morgensex. Nämlich die heißen Dreißiger. In denen finde erstmals der „große Sprung“ Richtung Altern statt und die innere Uhr verschiebt sich nach vorn. Doch sonst gilt das Geilheitsgesetz: „Licht lässt den Testosteronspiegel bei beiden Geschlechtern steigen. 8.20 Uhr – Sex!“ Mein Gedanke dazu: Rollos, Schlafmasken oder Vorhänge wären für diese Lebensphase dann eher nicht zu empfehlen – am besten schläft man im Freien. Exakt umgekehrt verhält sich der Koitus-Kalender für Menschen 60 plus – Kelley „verordnet“ dieser Altersgruppe nicht nur ein frühes Abendessen, um das Risiko von Verdauungsstörungen und Sodbrennen zu vermeiden, sondern Geschlechtsverkehr um 20 Uhr – noch vor den Seitenblicken und dem Sport. Dies würde zu einem „Gleichgewicht“ zwischen Dinner und Schlafenszeit führen. Lässig haben es eigentlich nur die 20er – die dürfen immer, speziell jedoch zur Jausenzeit.